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4 Wochen Workaway in Kanada

Um unsere Reise so günstig wie möglich zu gestalten, haben wir in Kanada das erste Mal auf unserer Weltreise Workaway genutzt. Lena hat 2014 bereits einige Male Workaway in Neuseeland gemacht, für Wladi war es die erste Workaway Erfahrung. Workaway ist eine Plattform für Freiwilligenarbeit. Über die Seite kann man Gastgeber finden, bei denen man im Austausch für einige Stunden Arbeit kostenlos wohnen und essen kann. Wie viele Stunden an wie vielen Tagen pro Woche gearbeitet werden, ist je nach Gastgeber unterschiedlich. Auch die Art der Arbeit variiert von Gastgeber zu Gastgeber. Wir haben in Kanada auf einer Farm und in einer Familie ausgeholfen und dabei zwei ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Mehr über unsere Erfahrungen zum Workaway in Kanada liest du in diesem Beitrag.

1 Woche Farmarbeit in der Nähe von Montréal

Unser erster Workaway Gastgeber in Kanada war eine kleine Farm in der Nähe von Montréal. Wir hatten die Familie bereits aus Russland angeschrieben und einen zweiwöchigen Aufenthalt zu Beginn unserer Kanada Reise vereinbart. Die Farm hatte super Bewertungen auf der Workaway Plattform und der Austausch mit der Familie war sehr nett. Wir hatten ein sehr schlechtes Gewissen, als wir unseren Aufenthalt aufgrund des positiven Corona-Tests in Paris kurzfristig verschieben mussten. Die Familie war aber zum Glück sehr verständnisvoll und wir konnten entsprechend später anreisen. Am vereinbarten Datum wurden wir von unserem Gastgeber von einer U-Bahnstation abgeholt. Mit dem Auto ging es dann noch etwa 40 Minuten weiter bis zu der Farm. Auf der Farm angekommen lernten wir auch die Frau unseres Gastgebers und die zwei kleinen Kinder kennen und bezogen ein relativ provisorisches Zimmer im Keller des Hauses. Das Haus machte einen ziemlich schmutzigen und unordentlichen Eindruck. Da wir unsere Gastfamilie aber sehr nett fanden, sahen wir da erstmal drüber hinweg. Seltsam wurde es das erste Mal, als Lena sich im Badezimmer die Hände waschen wollte und dort kein Wasser aus dem Wasserhahn kam. Man erklärte uns, dass das Badezimmer vor ein paar Wochen renoviert wurde und Waschbecken und Badewanne noch nicht wieder ans Wasser angeschlossen wurden. Zum Händewaschen und Zähne putzen müssten wir die Spüle in der Küche benutzen. Nun gut, gibt Schlimmeres.

Aus dem Profil unserer Gastgeber wussten wir bereits, dass beide neben der Farm noch andere Jobs haben. Bei unserem ersten Abendessen erfuhren wir außerdem, dass unsere Gastgeberin aktuell für den Bezirksrat kandidiert und neben Vollzeitjob, Farm und zwei Kindern auch noch einer politischen Kampagne nachgeht. Die Kinder gingen tagsüber in die Schule beziehungsweise in den Kindergarten und so waren wir an unserem ersten “Arbeitstag” alleine zuhause. Wir sollten erstmal nur die Eier der Hühner einsammeln und dann würde unser Gastgeber uns nachmittags unsere Hauptaufgabe, das Füttern der Tiere, zeigen. Da das Haus wirklich sehr dreckig war und wir nichts anderes zu tun hatten, putzen wir in der Zwischenzeit freiwillig Badezimmer und Küche. Als die Familie nachmittags wieder nach Hause kam, versammelten sich weitere Familienmitglieder und Freunde auf dem Hof, um Plakate für die politische Kampagne unserer Gastgeberin aufzuhängen. Unser Gastgeber zeigte uns noch schnell das Füttern der Tiere und dann fuhren auch wir los, um einige Plakate aufzustellen. Für die nächste Zeit waren wir dafür zuständig nachmittags die Tiere auf der Farm zu füttern. Auf der Farm wurden Alpakas, Schafe, Ziegen, Hühner, Kühe, Truthähne und Schweine gehalten. Unsere Aufgabe war es alle diese Tiere mit Futter und Wasser zu versorgen. Außerdem bekamen wir jeden Tag zusätzliche Aufgaben wie zum Beispiel die Eier der Hühner einsammeln, den Hühnerstall putzen, Gemüse ernten oder Hühner in einen anderen Stall umsiedeln. Auch wenn das Füttern der Tiere teilweise körperlich anstrengend war, machte uns die Arbeit auf der Farm viel Spaß. Da wir ohne Auto leider keine Orte in der Umgebung erreichen konnten und unsere Gastfamilie meistens bis nachmittags unterwegs war, suchten wir uns meistens noch zusätzliche Aufgaben auf der Farm.

Workaway in Kanada Gemüse ernten
Lena beim Gemüse ernten
Workaway in Kanada Hühner umsiedeln
Wladi beim Umsiedeln der Hühner
Workaway in Kanada Schafe
Schafe bei der Fütterung
Der neu hergerichtete Hühnerstall

Leider stellten wir nach ein paar Tagen fest, dass wir uns auf der Farm einfach nicht wohlfühlen. Das von uns geputzte Haus sah innerhalb von wenigen Stunden wieder aus wie vorher, unsere Gastgeber hatten absolut keine Zeit für uns und ohne Auto konnten wir in diesem Ort einfach nichts unternehmen als arbeiten. Unsere Gastgeber hatten uns eigentlich versprochen mit uns zusammen einkaufen zu fahren, damit wir uns ein paar Sachen zu essen aussuchen können und Wladi endlich das erste Mal in seinem Leben einen Walmart besuchen kann. Wenn wir danach fragten, hatten die beiden aber nie Zeit. Insgesamt gab es abseits der Arbeit relativ wenig Interaktion zwischen uns und unserer Gastfamilie. Die Eltern waren auch am Wochenende stark beschäftigt und es gab keine Möglichkeit abends zusammen einen Film zu gucken oder Ähnliches, da sämtliche Sofas im Wohnzimmer als Ablageort für gewaschene Wäsche dienten.

Bei uns machte sich immer mehr das Gefühl breit, dass dieses Workaway nicht dem entspricht, was wir uns davon erhofft hatten. Wir wollten das Ganze aber nicht einfach so aufgeben und versuchten immer wieder einen besseren Kontakt zu unseren Gastgebern aufzubauen. Am Samstag unserer ersten Woche hatten wir einen freien Tag und fuhren mit der Bahn nach Montréal. Als uns unser Gastgeber abends von der Bahnstation abholte, schlugen wir vor am nächsten Tag mit den Kindern zusammen Football zu gucken und gemeinsam Pizza zu machen. Unser Gastgeber fand die Idee super, hatte sie am nächsten Tag aber scheinbar wieder vergessen. Je unwohler wir uns auf der Farm fühlten, desto mehr störte uns der Faktor Sauberkeit. Wir stellten in unserer ersten Woche fest, dass die Hunde der Familie aus dem Klo trinken und einer der Hunde regelmäßig ins Haus pinkelt. Außerdem starben in unserer ersten Woche mehrere Tiere, was aus unserer Sicht durch bessere Haltung oder Rufen eines Tierarztes hätte verhindert werden können. Als dann noch ein Karton mit frischen Eiern von den Hunden zerlegt wurde und eines der Kinder beim großen Geschäft das Klo verfehlte und beides von niemandem weggemacht wurde, konnten wir das Ganze einfach nicht mehr ignorieren. Wir versuchten unserem Gastgeber möglichst feinfühlig zu erklären, dass wir uns etwas anderes von diesem Workaway erhofft hatten und wir die Farm gerne früher verlassen würden. Wir erwähnten absichtlich nicht, dass wir das Haus einfach nur ekelhaft finden, sondern sagten, dass wir uns mehr persönlichen Austausch gewünscht hätten. Das Ganze wurde leider nicht so gut aufgenommen und wir wurden mehr oder weniger rausgeschmissen. Da wir ohne unseren Gastgeber die nächstgelegene U-Bahnstation nicht erreichen konnten, musste er uns leider fahren. Die nächsten 40 Minuten verbrachten wir mit relativ unangenehmen Smalltalk. Als wir abends zwei Betten in einem 10er-Zimmer in einem Hostel in Montréal bezogen, waren wir so erleichtert wie lange nicht mehr.

Auch wenn unsere erste gemeinsame Workaway Erfahrung absolut nicht unseren Erwartungen entsprach, finden wir das Konzept Workaway nach wie vor sehr gut. Und so haben wir dem Ganzen nochmal eine Chance gegeben und in Vancouver einen für uns absolut perfekten Workaway Platz gefunden.

3 Wochen Freiwilligenarbeit bei einer Familie in Vancouver

Für unser zweites Workaway in Kanada bewarben wir uns bei einer Familie in Vancouver. Wir merkten relativ schnell, dass das wohl etwas ganz anderes werden würde, als in Montréal. Nach unserer Bewerbung wurden wir zu einem Video-Interview gebeten. Anders als erwartet fand das Video nicht mit unserer Gastfamilie sondern mit der Nanny der Familie und einer anderen Workawayerin statt. Die beiden erklärten uns die Aufgaben im Haushalt und zeigten uns das wirklich beeindruckende Haus. Anschließend hatten wir noch ein weiteres Gespräch mit dem Vater der Familie, der gerade in Los Angeles verweilte. Beide Gespräche verliefen gut und wir bekamen eine Zusage für den Workaway Platz.

Am vereinbarten Tag wurden wir von einer anderen Workawayerin von einer Busstation in Vancouver abgeholt. Am Haus angekommen lernten wir unsere sehr nette Gastgeberin kennen und bezogen ein Zimmer im Untergeschoss des Hauses. Nachmittags trafen wir auch den Vater der Familie und die beiden Kinder. Das Haus der Familie war wirklich beeindruckend und verfügte über einen separaten Bereich für die Workawayer. Neben zwei Zimmern gab es hier auch ein Wohnzimmer, ein Badezimmer und eine Küche. Die Familie hatte immer mehrere Workawayer gleichzeitig und so lernten wir während unseres Aufenthaltes in Vancouver einige Personen aus Frankreich, Deutschland und Kolumbien kennen. Außerdem verbrachten wir viel Zeit mit der sehr lieben Nanny. Unsere Gastgeberin arbeitete als Chirurgin und hatte einen sehr vollen Terminplan. Der Vater der Familie hat in der Vergangenheit als Regisseur für Werbefilme gearbeitet und war seit kurzem in Rente. Trotz seiner Pensionierung hatte er immer viel um die Ohren und die Familie brauchte Hilfe mit dem Haushalt und den Kindern. Der Sohn der Familie litt an Autismus, sodass er oft besondere Aufmerksamkeit benötigte. Wir hatten bis dahin beide keine Erfahrungen mit autistischen Personen gemacht, kamen aber zum Glück ganz gut damit zu recht und schlossen beide Kinder sehr in unser Herz.

Hauptaufgabe der Workawayer war es die Nanny zu unterstützen. Zu unseren Aufgaben gehörte zum Beispiel das Haus und die Badezimmer zu putzen, die Betten zu machen, Essen für die gesamte Familie und die Workawayer zu kochen, die Hunde auszuführen und die Kinder zur Schule zu bringen. Das was es bei unserem ersten Workaway in Kanada zu dreckig war, war es in Vancouver auf jeden Fall zu sauber. Das Haus wurde jeden Tag von einem der Workawayer geputzt und es war jederzeit blitzeblank. Neben einer sehr schönen Unterkunft, bekamen wir bei unserem zweiten Workaway in Kanada auch unfassbar gutes Essen. Unsere Gastfamilie ernährte sich überwiegend vegan und es gab drei Kühlschränke im Haus, die bis obenhin mit den besten und leckersten Lebensmitteln gefüllt waren. Auch für die Nicht-Veganer wurde gesorgt und unsere Gastfamilie kaufte auch sehr großzügig Fleisch und Käse ein.

Workaway in Kanada Hunde ausführen
Gassi gehen in Vancouver.
Workaway in Kanada kochen
Wladi kocht russisch für unsere Gastfamilie.
Eine unserer Aufgaben: Auto putzen
Die Küche unserer Gastfamilie

Die Aufgaben wurden so verteilt, dass jeder Workawayer drei volle Tage pro Woche arbeitete. Dadurch hatten wir vier Tage pro Woche frei und konnten Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Dazu durften wir die E-Bikes und teilweise sogar ein Auto unserer Gastgeber nutzen. Eigentlich wollten wir nur zwei Wochen bei der Familie bleiben. Wir wurden aber bereits relativ zu Anfang unseres Aufenthaltes gefragt, ob wir etwas länger bleiben könnten und verlängerten unseren Aufenthalt um eine weitere Woche.

Leider regnete es die drei Wochen in Vancouver fast durchgehend, sodass wir nicht ganz so viel unternehmen konnten wie geplant. Wir verbrachten daher relativ viel Zeit im Haus und schauten zum Beispiel Filme mit den anderen Workawayern. Ab und an kam dann aber doch mal die Sonne raus und wir konnten ein bisschen was von Vancouver und der Umgebung sehen. Zum Ende unseres Aufenthaltes feierten wir sogar noch Wladis Geburtstag bei unserer Gastfamilie. Wladi wurde mit einem leckeren Abendessen mit der gesamten Familie und den Workawayern überrascht und wir hatten einen sehr schönen Abschluss unseres zweiten Workaways in Kanada.

Fahrradtour in unserer Freizeit
Geburtstagsessen für Wladi

Unser Fazit zum Workaway in Kanada

Auch wenn unser erstes Workaway in Kanada anders verlief als erwartet, sind wir sehr überzeugt von dem Konzept “Workaway”. Workaway ist eine super Möglichkeit Einheimische kennenzulernen und kostengünstig zu reisen. Insbesondere in teuren Reiseländern wie Kanada kannst du mit Workaway viel Geld sparen. Unser Beispiel aus Montréal zeigt, dass eine Gastfamilie trotz positiver Bewertungen nicht den Erwartungen entsprechen kann. Wenn möglich empfehlen wir daher vorab ein Telefonat mit den potenziellen Gastgebern zu vereinbaren, um sich gegenseitig besser kennenzulernen. Solltest du dich dennoch bei einem Workaway unwohl fühlen, scheue dich nicht davor die Probleme anzusprechen und deinen Aufenthalt gegebenenfalls vorzeitig abzubrechen. Das sollte natürlich nicht das Ziel sein, aber du musst auch nirgendwo bleiben, wo es dir überhaupt nicht gefällt. Workaway sollte im Optimalfall eine Win-win-Situation für beide Seiten darstellen und wir sind uns sicher, dass das bei den meisten Projekten auch so ist. Unsere zweite Workaway Erfahrung in Kanada hat uns wirklich gut gefallen und auch in Neuseeland hat Lena nur gute Erfahrungen mit dem Konzept gemacht.

Wenn du Workaway auch mal ausprobieren möchtest, kannst du dich hier anmelden. Um die Angebote sehen zu können, musst du eine Mitgliedschaft abschließen. Die Kosten für ein Jahr liegen bei 44 US-Dollar für eine Person beziehungsweise bei 56 US-Dollar für zwei Personen.

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