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Warum das Positivste an Paris unser Corona-Test war

Wie du mittlerweile wahrscheinlich weißt, waren wir im August 2021 mit der Transsibirischen Eisenbahn in Russland unterwegs. Gerne wären wir von Wladiwostok aus auf dem Land- oder Seeweg weiter in Richtung Asien gereist. Leider war dies aufgrund geschlossener Grenzen nicht möglich und so musste ein alternativer Plan her. Relativ kurzfristig erfuhren wir, dass Kanada zum 07. September 2021 eine Öffnung für geimpfte Touristen plant. Da Kanada Teil unserer ursprünglichen Weltreiseroute war, entschieden wir uns die Chance wahrzunehmen und als nächstes nach Kanada zu reisen. Problem: Unser Russland-Visum lief nur bis 05. September und konnte nicht verlängert werden. Ein Zwischenstopp in östliche Richtung war aufgrund der geschlossenen Grenzen nicht möglich. Daher blieb uns leider nichts anderes übrig, als den kompletten Weg zurück nach Europa zu reisen und von dort aus nach Kanada zu fliegen.

Warum auf unserer Reise von Russland nach Kanada mal wieder alles schief lief und was ein Corona-Test damit zu tun hat, erfährst du in diesem Beitrag.

Von Wladiwostok über Paris nach Kanada

Im Internet schauten wir nach günstigen Flügen von Europa nach Kanada und fanden für den 10. September mit 186 € pro Person einen absoluten Schnapper ab Paris. Wir überlegten nicht lange und buchten einen Flug von Russland nach Paris und den besagten Flug von Paris nach Montréal. Obwohl Russland von vielen Ländern immer noch als Corona-Risikogebiet eingestuft wird, brauchten wir für die Einreise nach Paris das erste Mal auf unserer Weltreise keinen Corona-Test. In Paris angekommen spazierten wir mit unseren Impfpässen in der Hand an einer ewig langen Schlange von Ungeimpften vorbei und fühlten uns wie die Könige. Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, was die nächsten Tage noch passieren würde, hätten wir uns wahrscheinlich nicht mehr ganz so überlegen gefühlt.

Da wir schon mal in Paris waren und bei diesem Zwischenstopp so wenig Geld wie möglich ausgeben wollten, entschieden wir uns für ein verhältnismäßig günstiges Hotel in der Nähe vom Flughafen Charles de Gaulle. Verhältnismäßig günstig bedeutet in Paris ca. 50 € pro Nacht. Dafür bekommt man dann ein Zimmer in einem relativ unschönen Pariser Vorort. Ist ja nur für ein paar Tage dachten wir uns und verbrachten die nächsten Tage überwiegend mit chillen und Blogbeiträge schreiben.

Paris Corona-Test Quarantäne
Im Umkreis unserer Unterkunft sah es fast überall so aus.

Corona-Test für die Reise nach Kanada

Für den Weiterflug nach Kanada benötigten wir dann wieder einen Corona-Test und so gingen wir zwei Tage vor Abflug zu einem Labor in der Nähe von unserem Hotel. Mittlerweile hatten wir auf unserer Reise so viele Corona-Tests gemacht, dass das für uns schon fast zur Routine geworden war. Wir zahlten die 43 € pro Person, ließen uns zwei Stäbchen in die Nase stecken und damit war die Sache für uns erledigt. Am nächsten Vormittag konnten wir die Ergebnisse abholen. Gut gelaunt und bei bester Gesundheit schlenderten wir zum Labor. Wir fragten nach der einzigen Mitarbeiterin, die Englisch sprach und baten sie uns die Testergebnisse auszudrucken. „Du bist positiv“ sagte sie zu Wladi und drückte ihm relativ unbeeindruckt seinen Ausdruck in die Hand. Wir hielten das für einen Scherz und warteten darauf, dass die Frau anfängt zu lachen. Das tat sie aber leider nicht und wiederholte nochmal „es tut mir leid, aber du bist positiv“. Ungläubig schauten wir auf das Blatt in Wladis Händen und da stand tatsächlich „positiv“. Schockiert und absolut überfordert fragten wir „und jetzt?“. Das wisse sie auch nicht, sagte die Frau. „Frankreich ist für euch nicht zuständig, da ihr Touristen seid. Ruft am besten mal bei eurer Botschaft an.“ Achso, okay.

Wir fragten, ob Wladi einen neuen Test machen könne, um das Ergebnis zu überprüfen. „Der ist dann wahrscheinlich auch positiv und das wird auch nicht mehr bis heute Abend fertig“, sagte die Frau. Ohne negatives Testergebnis konnten wir nicht nach Kanada fliegen und so blieb uns nichts anderes übrig, als uns unserem Schicksal zu ergeben.

Quarantäne in Paris

Zurück im Hotel versuchten wir den Flug zu stornieren. Aufgrund der Kurzfristigkeit war das leider nicht mehr möglich und so erhielten wir lediglich einen Gutschein über den Flugpreis. In Anbetracht der Tatsache, dass wir unserer Meinung nach den günstigsten Flug der Welt gebucht hatten, war das leider nur ein schwacher Trost.

Lena machte einen Großeinkauf bei LIDL, wir verlängerten unser Hotel und verbrachten die nächsten Tage in Selbstisolation. Bei der Botschaft riefen wir nicht an. Wir hielten es für relativ unwahrscheinlich, dass sich die deutsche Botschaft für zwei Menschen interessieren würde, die seit Monaten nicht mehr in Deutschland waren und nicht vorhatten zeitnah dahin zurückzukehren. Insgeheim kam uns die ganze Sache mit dem positiven Corona-Test auch etwas spanisch (oder sollen wir sagen französisch?) vor. Wladi entwickelte auch die nächsten Tage keine Symptome. Lena allerdings bekam auf einmal sehr starke Kopfschmerzen. Wladi hielt das für einen Zufall. Lena war sich nach zwei Tagen Kopfschmerzen aus der Hölle dann irgendwann doch relativ sicher, dass wir uns in Russland mit Corona angesteckt haben. Und so ging sie ein paar Tage später nochmal zum Corona-Test, um das Ganze überprüfen zu lassen. „Negativ“. Mittlerweile hatten die Kopfschmerzen auch wieder nachgelassen. Keine Ahnung, was das war, aber Corona war es scheinbar nicht.

Da Lena immer noch negativ war und auch Wladi immer noch keine Symptome entwickelt hatte, ließ er am nächsten Tag auch nochmal einen Test machen. „Negativ“. Sehr interessant. Dann können wir ja jetzt nach Kanada fliegen oder?

Positiver Corona-Test in Paris
Klasse Ausblick während unserer Quaarantäne in Paris... (haha)

Paris treibt uns in den Wahnsinn

So einfach war das Ganze dann leider nicht. Erstens mussten wir einen neuen Flug buchen und zweitens durften unsere Testergebnisse bei Abflug nicht älter als 72 Stunden sein. Wer schon mal sehr kurzfristig einen Flug gebucht hat, der weiß wahrscheinlich, dass man da kein Last-Minute-Schnäppchen mehr macht. Sämtliche Flüge im 72 Stunden Zeitfenster nach Wladis Test waren sehr teuer und außerdem hatte Lena ihren Test ja schon einen Tag vor Wladi gemacht. Sie musste also vor Abflug auf jeden Fall einen neuen Test machen. Und dann war da auch noch eine Sache mit Wladis Test, die uns etwas komisch vorkam. Rechts von seinem Testergebnis waren das Ergebnis und das Datum seines vorherigen positiven Tests vermerkt. Würde Kanada uns mit dieser Angabe überhaupt reinlassen?

Wir wollten Paris schnellstmöglich verlassen und entschieden uns einen der teureren Flüge zu buchen und am nächsten Tag nochmal einen Test in einem anderen Labor machen zu lassen. Da sollte die Angabe mit dem positiven Testergebnis von letzter Woche ja dann hoffentlich nicht mehr erscheinen. Laut Internet bot das Labor einen Test an, bei dem es sich unserer Meinung nach um einen Gurgeltest handeln musste. Frühmorgens fuhren wir mit einem Uber zu dem Labor und stellten uns in die Schlange. Als wir endlich dran kamen erklärte uns die Angestellte in brüchigem Englisch, dass der Speicheltest nur für Kinder verfügbar sei. Wir könnten einen PCR-Test machen, das Ergebnis würden wir aber nicht mehr rechtzeitig vor Abflug erhalten.

Langsam waren wir etwas verzweifelt. Abgesehen davon, dass wir keine Ahnung hatten, ob Kanada Wladi mit dem seltsamen Testergebnis reinlassen würde, brauchte Lena auch dringend bis zum Abend einen neuen Test. Uns blieb nicht viel anderes übrig, als zurück zu unserem ursprünglichen Labor zu laufen und denen unsere Situation zu schildern. Wir warteten wieder auf eine englischsprachige Mitarbeiterin und erklärten ihr unsere Situation. Wir erzählten ihr, dass wir davon ausgehen, dass das erste Testergebnis gegebenenfalls nicht richtig war und wir sie bitten würden, die Anmerkung zu dem vorherigen Test von Wladis Ausdruck zu entfernen. „Das kann schon gut sein, dass der Test falsch positiv war“, sagte sie. „Entfernen können wir die Anmerkung aber leider nicht.“ Sie versicherte uns, dass der negative Corona-Test das positive Testergebnis aufheben würde und dass wir mit diesem Testergebnis fliegen können. Hundertprozentig beruhigen konnte sie uns mit dieser Aussage nicht, aber wir würden es mit diesem Test versuchen. Jetzt musste nur noch ein neuer Test für Lena her. In der Hoffnung, dass das Ergebnis bis zum Abend vorliegen würde, ließ sie einen neuen PCR-Test machen. Garantieren konnte das Labor eine Zustellung bis abends leider nicht.

Nachdem Lena den Link zum Testergebnis gefühlt 100 Mal aktualisiert hatte, lag das Ergebnis gegen 20 Uhr endlich vor. „Negativ“. Nichts wie raus aus Frankreich…

Danke für nichts & Tschüss Paris

Am nächsten Morgen ging es für uns frühzeitig zum Flughafen. In Paris wurden unsere Dokumente sehr gründlich kontrolliert und es gab zum Glück keine Probleme mit Wladis Corona-Test. Bis zur Grenzkontrolle in Kanada, blieb aber durchgehend die Angst, dass wir aufgrund des Tests Probleme bei der Einreise bekommen könnten. Die Einreise nach Kanada war dann zum Glück deutlich entspannter als erwartet und die Tests wurden gar nicht nochmal kontrolliert (wie die Einreise nach Kanada in Zeiten von Corona ablief, erfährst du hier). Als wir eine Woche später als geplant endlich kanadischen Boden unter den Füßen hatten, waren wir so erleichtert und glücklich wie lange nicht mehr.

Wir wissen bis heute nicht, ob Wladis Corona-Test falsch positiv war oder nicht. Wir können natürlich nicht ausschließen, dass wir uns in Russland gegebenenfalls mit Corona infiziert hatten. Deshalb haben wir uns auch sofort nach dem Testergebnis in Selbstisolation begeben. Wir müssen aber sagen, dass uns die ganze Situation mit dem Labor in Paris von Anfang an etwas komisch vorkam. Wir halten es daher auch nicht für allzu unwahrscheinlich, dass das ganze Drama hätte vermieden werden können.

Letztendlich hat uns der ganze Spaß mit Flüge umbuchen, Hotel verlängern und unzählige Corona-Tests machen eine ordentliche Summe Geld und eine ganze Menge Nerven gekostet. Wir hatten bisher in keinem Land auf unserer Weltreise solche Probleme ein Labor zu finden, das Englisch spricht und versteht was die Anforderungen an einen Corona-Test für einen Flug sind. Danke Paris, aber wir kommen so schnell nicht nochmal wieder!

Corona-Test Paris Kanada
Endlich in Kanada!

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