Nachdem wir unser dreiwöchiges Workaway in Vancouver beendet hatten, haben wir noch eine Woche auf Vancouver Island verbracht. Von dort sind wir anschließend mit einer Fähre weiter in die USA gereist. In diesem Beitrag berichten wir von der sehr günstigen und äußerst entspannten Möglichkeit per Fähre von Kanada in die USA einzureisen.
Black Ball Ferry zwischen Victoria und Port Angeles
Die Fähre zwischen Victoria auf Vancouver Island und Port Angeles im US-Bundesstaat Washington wird von der Black Ball Ferry Line betrieben. Das Schiff fährt zwei Mal täglich und transportiert sowohl Fußgänger als auch Fahrzeuge. Die Überfahrt dauert etwa 90 Minuten. Wir sind als Fußgänger auf der Fähre mitgefahren und haben unsere Tickets am selben Tag am Fährterminal in Victoria gekauft. Pro Person haben wir etwa 17,50 € gezahlt. Solltest du mit einem Fahrzeug auf die Fähre fahren wollen, ist es ratsam die Tickets vorab zu reservieren.
Die Fähre von Kanada in die USA wird seit 1959 betrieben. Am Fährterminal in Victoria hatten wir ein bisschen das Gefühl, dass sich seitdem auch nicht viel geändert hat. Das Fährterminal ist mit rustikalen Holzmöbeln ausgestattet und versprüht den Charme einer anderen Zeit. Uns hat das Ambiente dort richtig gut gefallen.
Grenzkontrolle an der Fähre von Kanada in die USA
Die Grenzkontrolle für Passagiere ohne Fahrzeug findet vor Betreten der Fähre statt. Am Ausgang des Fährterminals befindet sich ein kleiner Kontrollposten der US-Grenzbeamten. Etwa 20 Minuten vor Abfahrt wurde die Tür der Beamten geöffnet und wir wurden gebeten einzutreten und unsere Dokumente bereitzuhalten. Für die Fahrt mit der Fähre von Kanada in die USA wird ein ESTA (Einreisegenehmigung der USA) und ein gültiger Reisepass benötigt. Zum Zeitpunkt unserer Reise Anfang November 2021 war die Einreise in die USA außerdem nur geimpften Reisenden gestattet. Anders als bei Einreise auf dem Luftweg haben wir für die Einreise auf dem Seeweg keinen Corona-Test benötigt.
Wir merkten schnell, dass die Grenzkontrolle bei Überfahrt mit der Fähre wohl deutlich entspannter abläuft als bei Einreise auf dem Luftweg. Die Grenzbeamten an den amerikanischen Flughäfen haben nicht unbedingt den Ruf besonders freundlich zu sein und auch Lena wurde an einem amerikanischen Flughafen schon mal ziemlich ausgefragt. Der Grenzbeamte am Fährterminal fragte uns, ob wir ein Esta haben und geimpft sind. Ein einfaches „ja“ auf seine Frage reichte aus und er wollte nichts von beidem sehen. Anschließend fragte er uns nach unserem Reisegrund und schien recht interessiert an unserer Weltreise. Nach einem kleinen Plausch sollten wir dann noch eine Einreisegebühr von 12 Dollar bezahlen. Der Beamte verschwand mit unserer Kreditkarte, um die Zahlung abzuwickeln. Als er zurückkam erklärte er uns, dass es technische Probleme mit dem Gerät gibt und er uns die Gebühr deshalb erlässt. Es ging hier zwar nur um 12 Dollar, damit hätten wir aber trotzdem nicht gerechnet. Der Beamte wünschte uns eine gute Reise und viel Spaß in den USA und damit war das Thema Grenzkontrolle innerhalb weniger Minuten erledigt.
Herzlich Willkommen an Bord
Auch beim Betreten des Schiffes waren wir fast etwas irritiert über die Freundlichkeit der Mitarbeiter. Wir wurden mehrfach von strahlenden Mitarbeitern willkommen geheißen und hatten das Gefühl wir hätten eine teure Kreuzfahrt und keine billige Fährüberfahrt gebucht. Wie schon das Fährterminal versprühte auch das Schiff einen etwas nostalgischen Charme. Wir suchten uns Plätze im inneren des Schiffes und verabschiedeten uns mit einem letzten Blick auf die Skyline von Victoria von unserem fünften Reiseland Kanada. Je näher wir Reiseland Nummer sechs kamen, desto schöner wurde der Ausblick auf die Olympic Mountains in Washington. Nach 90 Minuten, oder wie Wladi sagen würde nach acht Monaten, war es dann endlich so weit – wir waren endlich in Wladis Traumreiseland USA.
Auch in Port Angeles gab es noch einen kleinen Kontrollposten. Die Kontrolle hier lief noch entspannter ab als auf der kanadischen Seite. Der Beamte fragte uns, ob wir ein ESTA hätten und nachdem wir die Frage mit „ja“ beantwortet hatten, durften wir weitergehen. Das war definitiv die entspannteste und günstigste Einreise in ein neues Reiseland seit Beginn unserer Weltreise. Wir würden jederzeit wieder mit der Fähre von Kanada in die USA reisen.
Weiterfahrt von Port Angeles nach Seattle
Die nächsten beiden Nächte verbrachten wir in einem Motel in Port Angeles. Der Ort selbst ist eher unspektakulär, es gibt dort aber ein paar nette Geschäfte und Cafés. Wir nutzten die zwei Tage, um unsere kommende Zeit in den USA zu planen und eine grobe Route festzulegen. Von Port Angeles aus fuhren wir dann mit einem Bus und einer Fähre weiter nach Seattle. Auch hier haben wir eine sehr günstige Möglichkeit gefunden, die wir weiterempfehlen können. Von Port Angeles fuhren wir mit einem Bus (The Straight Shot) nach Bainbridge Island. Die Fahrt dauerte etwa 2 Stunden und kostete 8,85 € pro Person. Von Bainbridge Island fährt dann eine Fähre innerhalb einer halben Stunde weiter nach Seattle. Für Fußgänger ist die Überfahrt von Bainbridge Island nach Seattle kostenlos. Tickets für Fußgänger werden nur in die andere Richtung – Seattle nach Bainbridge Island – verkauft. Für die 2,5-stündige Fahrt von Port Angeles nach Seattle mit Bus und Fähre haben wir so nur 8,85 € pro Person gezahlt.
Eine besondere Begegnung
Im Bus nach Bainbridge Island hatten wir übrigens noch eine besondere Begegnung. Als wir die Tickets kaufen wollten, sagte uns der Fahrer, dass wir in diesem Bus nur passend oder per App bezahlen können. Beides ging nicht, da wir nur im Besitz eines 100-Dollar-Scheins waren und kein Internet auf unseren Handys hatten. Wir überlegten, wie wir jetzt innerhalb weniger Minuten an einen passenden Geldschein kommen und sahen uns den Bus schon verpassen. Ein anderer Fahrgast in unserem Alter bekam das scheinbar mit und fragte uns, ob wir einen 20-Dollar-Schein bräuchten. Wir nahmen den Schein dankend an, wollten ihm das Geld aber natürlich irgendwie zurückzahlen. Wir schlugen vor ihm das Geld später bei PayPal zu überweisen, aber er meinte er hätte kein PayPal und wir bräuchten ihm das Geld nicht zurückgeben. In Bainbridge Island angekommen stieg er einfach aus dem Bus und ging Richtung Fähre. Wir konnten gar nicht fassen, dass jemand Fremdes sein Geld einfach nicht wiederhaben wollte. Am Fährterminal fanden wir zum Glück noch ein Café, das unseren Geldschein tauschen konnte. Auf der Fähre suchten wir unseren Retter und zahlten unsere Schulden zurück. Diese Begegnung wird uns auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.