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2 Tage Nomadenleben am Song Kul See

Nachdem wir bei unserer Trekkingtour zum Ala Kul See das traditionelle Nomadenleben in Kirgisistan bereits etwas kennenlernen durften, entschieden wir uns eine weitere Tour zu unternehmen. Dieses Mal hieß unser Ziel Song Kul See. Der Song Kul See ist ein Hochgebirgssee im Tian Shan Gebirge und liegt auf etwa 3.000 Metern. Das Gebiet rund um den Song Kul See spielt bis heute eine wichtige Rolle in der Geschichte der Nomaden Kirgisistans und gilt auch als Herz des Landes. Im Sommer (ca. Juni-September) ziehen zahlreiche Hirten mit ihrem Vieh auf die Hochweiden am Song Kul See und leben dort in Jurtencamps. Außerhalb der Sommermonate ist ein Leben am Song Kul See aufgrund sehr niedriger Temperaturen nicht möglich.

Wir entschieden uns dieses Mal für die faulere Variante und buchten eine Tour mit einem Fahrzeug. Wie genau die Tour ablief und was wir in der Steppe Kirgisistans erlebt haben erfährst du in diesem Beitrag.

Anreise zum Song Kul See

Song Kul See Anfahrt

Unsere Tour zum Song Kul See hatten wir ein paar Tage vorher in einem kleinen Tourbüro in Karakol gebucht. In der Hoffnung endlich mal ein paar andere Reisende kennenzulernen, haben wir uns für eine kleine Gruppenreise entschieden. Start der Tour war eigentlich in der Hauptstadt Bischkek. Netterweise konnte uns unsere Gruppe aber unterwegs in Balyktschy am Issyk Kul See einsammeln. Und so stiegen wir am Samstag um 9.30 Uhr als letzte in den Bus. Unser Fahrzeug für die Tour war eine Marschrutka, ein typischer kirgisischer Kleinbus. Schnell stellten wir fest, dass alle unsere Mitreisenden aus Bischkek stammten und Lena hier leider keine englischsprachigen Freunde finden würde. Unser Guide konnte zum Glück etwas Englisch und den Rest musste Wladi übersetzen. Sein Russisch war auf dieser Tour auf jeden Fall mal wieder Gold wert.

Schnell erreichten wir eine Art Nationalpark und fuhren immer weiter ins Gebirge rein. Die Landschaft um uns herum war schon zu diesem Zeitpunkt sehr beeindruckend. Soweit das Auge reichte sahen wir nichts als Berge, Grünflächen und einige kleine Flüsse und Seen. Nachdem wir ein paar Tage vorher bei einem Ausflug stundenlang über Stock und Stein gefahren wurden, waren wir richtig begeistert von der gut ausgebauten “Straße” zum Song Kul. Den ganzen Weg über gab es einen gut erkennbaren Sandweg, dem unser Fahrer folgen konnte. Nach etwa 2,5 Stunden überquerten wir einen Pass auf circa 3.400 Meter und konnten von dort aus den ersten Blick auf den Song Kul erhaschen. Den See im Blick ging es wieder etwas bergab, bis wir den Song Kul erreichten und die ersten Jurtencamps sahen. 

Wir suchen unser Jurtencamp

Jurtencamp am Song Kul See in Kirgisistan

Am Ufer des Song Kul Sees befinden sich mittlerweile einige Jurtencamps, die Touristen beherbergen. Unser Guide wusste auch nicht so genau, wo sich unser gebuchtes Camp befindet und so fuhren wir von Camp zu Camp und fragten uns durch. Wir wurden immer weiter durch geschickt und irgendwann hatten wir fast das Ende der Camps erreicht. Aber auch hier hatte niemand eine Buchung von unserer Gruppe. Glücklicherweise fand unser Guide ein Camp mit “Telefonanschluss”, das unsere Gastgeber kontaktieren konnte. Telefonanschluss bedeutet am Song Kul See ein uraltes Handy zu besitzen, das immer exakt an derselben Stelle liegen muss, da es nur dort Empfang gibt. Anrufe werden auf Lautsprecher angenommen und dann wird mit etwas Entfernung ins Handy gebrüllt, da man das Telefon auf gar keinen Fall anfassen darf. Das ganze scheint gut zu funktionieren, denn kurz darauf wurden wir auf halber Strecke von unserem Gastgeber abgeholt und zu unserem Camp begleitet. 

Jurtencamp CBT Kochkor 8

Wir waren im Jurtencamp CBT Kochkor 8 untergebracht. Dabei handelt es sich um ein Camp, das vorrangig für Touristen betrieben wird. Zu unserem Jurtencamp gehörten insgesamt fünf Jurten. Jede Jurte war mit mehreren Schlafplätzen ausgestattet. Geschlafen wurde entweder in einfachen Bettgestellen oder auf Matratzen auf dem Fußboden. Unsere Gruppe teilte sich auf zwei Jurten auf und wir bekamen zwei von den Matten am Boden zugeteilt.

Song Kul Jurte Eingang
Song Kul Jurte Kirgisistan
Song Kul Jurte von innen

So wie in den meisten Jurtencamps am Son Kul gab es in unserem Camp kein fließendes Wasser und keinen Strom. Unser Camp hatte zwar ein Waschbecken, der Wasserkasten musste aber regelmäßig mit Wasser aufgefüllt werden. Wir konnten die Einheimischen dabei beobachten, wie sie Wasser mit Eseln oder Pferden von einem nahegelegenen Brunnen holten. Unser Camp verfügte über zwei Toiletten (Plumpsklos). Beide befanden sich draußen in kleinen Blechhäuschen. Es gab die Wahl zwischen einem typischen kirgisischen “Hock Klo” und einer Kabine, in der über das Loch eine normale Kloschüssel gestellt wurde. Klo Nummer zwei erfreute sich großer Beliebtheit bei den Touristen.

Brunnen am Son Kul See
Der Brunnen in der Nähe von unserem Camp.
Drei Jungs und ein Esel holen Wasser.

Zusätzlich zu den Jurten gehörte zu unserem Camp eine kleine Blechhütte, in der gekocht und gegessen wurde. In unserer Buchung inbegriffen waren drei Mahlzeiten. Es gab typische kirgisische Speisen wie zum Beispiel Kascha (eine Art Frühstücksbrei), Plov (ein Reisgericht), verschiedene Suppen und Fleisch mit Kartoffeln und Gemüse. Zusätzlich standen immer Obst, Gebäck, Süßigkeiten, Brot, Marmelade und Schmand auf dem Tisch. Anders als bei unserer Tour zum Ala Kul war Lenas vegetarische Ernährung dieses Mal kein Problem und das Essen wurde für sie immer extra ohne Fleisch serviert. 

Song Kul Jurtencamp Essen

Unberührte Natur am Song Kul See

Das Highlight am Song Kul See ist definitiv die Natur. Da sämtliche Ablenkungen des normalen Lebens am Song Kul See nicht zur Verfügung stehen, konnten wir die Natur in vollen Zügen genießen. Der See liegt oberhalb der Baumgrenze und anders als am Ala Kul wachsen hier nicht mal mehr Sträucher oder irgendwelche anderen Gewächse. Soweit das Auge reicht gibt es nichts als eine braun grüne Graslandschaft, Berge und den See. Wir haben selten in unserem Leben eine so weitläufige, raue und unberührte Natur gesehen. Perfekt wird die Idylle durch die herumlaufenden Tiere. Am Song Kul See werden zum Beispiel Pferde, Esel, Kühe und Hühner gehalten. Hier ein paar Bilder vom Song Kul See und der kirgisischen Steppe.

Song Kul See Kirgisistan Sehenswürdigkeiten

Wie wir doch noch englischsprachige Freunde gefunden haben

Wie anfangs geschrieben, hatten wir gehofft auf der Tour ein paar englischsprachige Menschen kennenzulernen. Als wir uns nachmittags kurz in unserer Jurte ausruhen wollten, hörten wir auf einmal draußen jemanden Englisch reden. Als eine der Personen dann noch erzählte, dass sie aus Sri Lanka kommt, mussten wir einfach raus gehen und fragen was da los ist. Und so lernten wir doch noch zwei Leute kennen, mit denen wir mal wieder ein bisschen Englisch reden konnten. Es handelte sich um ein Pärchen (er aus Sri Lanka, sie aus Kirgisistan), die normalerweise in Dubai arbeiten und gerade in Kirgisistan auf Familienbesuch sind. Die beiden haben sich auch sehr gefreut jemanden zu treffen, der Englisch spricht und so hatten wir für den Rest der Zeit jemanden mit dem wir uns immer mal wieder austauschen konnten.

Lagerfeuer & Sternenhimmel

Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind am Song Kul See ziemlich extrem. Während es tagsüber echt warm war und wir teilweise im T-Shirt rumliefen, wurde es nach Sonnenuntergang direkt richtig kalt. Da wir von unserer vorherigen Tour wussten, wie kalt es nachts in einer Jurte werden kann, zogen wir uns abends gleich mehrere Schichten Kleidung an. Trotzdem war es immer noch sehr kalt und so waren wir froh, als unser Guide vorschlug ein Lagerfeuer zu machen. Nach und nach kam unsere ganze Gruppe am Feuer zusammen und wir hatten trotz leichter Verständigungsprobleme seitens Lena einen richtig netten Abend zusammen. Während wir um das Feuer herum saßen wurde es immer dunkler und über unseren Köpfen zeigte sich ein Sternenhimmel, den wir selten so klar gesehen haben.

Song Kul Sonnenuntergang
Lagerfeuer am Song Kul See
Song Kul Sternenhimmel Nacht

Irgendwann löschten wir das Feuer und gingen ins Bett. Zum Glück waren die Decken in unserer Jurte relativ warm und wir schliefen deutlich besser als in unserer ersten Nacht am Ala Kul See.

Den folgenden Tag verbrachten wir noch bis etwa 14 Uhr im Camp. Wir redeten noch ein bisschen mit unseren neu gewonnen Freunden, drehten noch eine kleine Runde auf einem Pferd und dann fuhren wir zusammen mit unserer Gruppe zurück nach Bischkek.

Die Tour zum Song Kul See war eine tolle Erfahrung. Solltest du eine Reise nach Kirgisistan planen, können wir dir einen Besuch am Song Kul See sehr empfehlen. Neben Touren mit einem Fahrzeug werden auch Wander- oder Pferdetrekkingtouren zum See angeboten. Wir hatten unsere Tour über Adygene Travel gebucht (findest du zum Beispiel bei Instagram) und haben zu zweit 66 € (Plus 7 € für ein zusätzliches Mittagessen an Tag zwei) gezahlt.

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