Inhalt
Dieser Artikel enthält Affiliate-Links mit unseren Empfehlungen. Wenn du etwas über einen der Links kaufst/buchst, erhalten wir eine kleine Provision. Der Preis für dich verändert sich dadurch nicht. Danke für deine Unterstützung!
Die Transsibirische Eisenbahn gehört seit Jahren zu den Dingen, die ganz oben auf unserer Reiseliste stehen. Wie du in unserem Beitrag Wie Corona unsere Weltreisepläne durcheinander brachte nachlesen kannst, wollten wir unsere Weltreise eigentlich mit einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn beginnen und von Russland aus auf dem Landweg weiterreisen. Dass das Ende März 2021 ein Ding der Unmöglichkeit war, müssen wir an dieser Stelle wahrscheinlich nicht nochmal erwähnen. Auch wenn Reisen über Land in Asien immer noch so gut wie unmöglich sind, ist es mittlerweile zumindest wieder möglich mit einem Touristenvisum nach Russland zu reisen. Das haben wir uns nicht zwei Mal sagen lassen und sind von Kirgisistan aus weiter nach Russland geflogen, um uns den Traum „Transsibirische Eisenbahn“ zu erfüllen. Was wir auf unserer 30-tägigen Reise durch Russland erlebt haben und warum die Transsibirische Eisenbahn oft ganz anders war als erwartet, erfährst du in diesem Reisebericht.
Transsibirische Eisenbahn Etappe 1: Moskau - Perm
Unser „Abenteuer Transsib“ beginnt in Moskau. Eigentlich wollten wir hier drei Nächte verbringen und dann in die Transsibirische Eisenbahn steigen. Einen Tag früher als geplant sitzen wir nun auf dem Bürgersteig vor dem Yaroslavskaya Bahnhof. Vor uns eine große Tüte voll mit Fertiggerichten, Snacks und Wasser. Wladis Einkauf im Kiosk nebenan ist ein bisschen eskaliert. Die Stadt Moskau konnte uns nicht so richtig überzeugen. Zu groß, zu westlich, zu teuer. Also schnell weiter und das „richtige Russland“ suchen. Unsere erste Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn führt uns in etwa 20 Stunden von Moskau nach Perm. Der Zug geht um 23.45 Uhr. Wir haben die Ruhe weg und sitzen bis 20 Minuten vor Abfahrt vor dem Bahnhof. Nicht die beste Idee, wenn man keine Ahnung hat, wo sich die Gleise befinden und von welchem davon der Zug abfährt. Nach kurzer Hektik finden wir das Gleis. Wladi fragt vorsichtshalber eine Angestellte, ob wir hier richtig sind und erhält eine maulige Antwort. Typische russische Freundlichkeit. An unserem Wagon angekommen kontrolliert eine Dame in einer grauen Uniform mit Hut unsere Reisepässe. Anhand der Passnummer findet sie uns in ihrem Gerät. Tickets müssen wir keine vorzeigen. „Einsteigen und Dokumente bei euch behalten“ sagt sie auf Russisch. Wir haben zwei obere Betten in der 3. Klasse gebucht. Auf unseren Betten liegt jeweils ein Paket mit Bettwäsche und einem kleinen Handtuch. Wir hieven unsere Rucksäcke in die Gepäckablage unter der Decke und beziehen unsere Betten. Hat irgendwie was von Jugendherberge hier. Insgesamt 54 Betten gibt es in dem 3. Klasse Schlafwagen. Jeweils sechs Betten bilden dabei eine Art Unterabteil. Vier auf der einen Seite des Gangs und zwei auf der anderen. In dem Bett unter Wladi sitzt eine ältere Frau, auf der anderen Seite des Gangs ein junges Pärchen. Das Bett unter Lena bleibt frei. Wir sagen kurz hallo und setzen uns auf das freie untere Bett. Die Zugbegleiterin kommt und kontrolliert anhand unserer Ausweise, ob wir die richtigen Betten bezogen haben. Außerdem misst sie an unseren Handgelenken Fieber. Ansonsten existiert Corona in der Transsibirischen Eisenbahn eher nicht. Irgendwo hängt ein Schild, das empfiehlt eine Maske und Handschuhe zu tragen. Hat wahrscheinlich niemand gesehen. Also entledigen auch wir uns unserer Masken und klettern in die oberen Betten. Ziemlich eng da oben. Hinsetzen ist nicht. Kurze Zeit später wird das Licht ausgeschaltet und im Zug ist es stiller als in der Bibliothek. Das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt. Wo sind die wodkatrinkenden Russen, die Durak spielen und uns fragen, ob wir mitmachen wollen? Wir erfahren, dass im Zug seit einigen Jahren Alkoholverbot herrscht. Das erklärt einiges, macht es aber auch nicht weniger traurig. Wir daddeln noch etwas am Handy und schlafen dann bald ein. Das Bett ist gemütlicher als gedacht und das Schaukeln des Zuges hat etwas Beruhigendes.
Am nächsten Morgen ist das Bett unter Lena immer noch frei. Wir leihen uns eine Tasse bei der Zugbegleiterin aus und setzen uns im unteren Bett an den Tisch. Es gibt Tee und Fertignudeln mit heißem Wasser aus dem Samowar. Den Rest des Tages verbringt Wladi hauptsächlich mit schlafen und Lena damit Podcasts zu hören.
Nach 20 Stunden Fahrt plus zwei Stunden Zeitverschiebung kommen wir um kurz vor 22 Uhr in Perm an. Hier haben wir uns für zwei Nächte ein Airbnb gemietet. Per App bestellen wir ein Taxi und fahren zur angegebenen Adresse. Den Schlüssel sollen wir laut Vermieterin am Empfang des Wohnkomplexes abholen. Wladi fragt die ältere Dame am Empfang nach dem Schlüssel. Sie wisse von nichts sagt sie schroff und widmet sich wieder den russischen Roten Rosen oder was auch immer sie da auf ihrem Tablet guckt. Langsam haben wir uns an die russische Art gewöhnt und rufen nach kurzem Aufregen die Vermieterin an. Die Situation wird geklärt und wir erhalten den Schlüssel. Geht doch. Die nächsten zwei Tage verbringen wir damit Perm zu erkunden. Die Stadt ist recht unspektakulär und eine Nacht hätte locker gereicht. Wir besichtigen eine hübsche Kirche, machen ein Foto am Ohrendenkmal und trinken ein Bier in einem deutschen Restaurant, in dem niemand auch nur ein einziges Wort deutsch spricht. So richtig russisch war das jetzt immer noch nicht.
Transsibirische Eisenbahn Etappe 2: Perm – Jekaterinburg
Die zweite Etappe unserer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn führt uns in gerade mal fünf Stunden von Perm weiter nach Jekaterinburg. Für diese Fahrt haben wir keinen Schlafwagen, sondern einen Zug mit Sitzplätzen gebucht. Diese Züge verkehren seit einiger Zeit auf kürzeren Teilstrecken der Transsib und ähneln den deutschen Regionalbahnen. Die Fahrt vergeht schnell und unspektakulär und mittags sind wir bereits in Jekaterinburg. Die Jungs an der Rezeption in unserem Hostel sind ausnahmsweise mal richtig freundlich und sprechen sogar etwas englisch. Das Zimmer ist noch nicht fertig und so machen wir uns erstmal auf den Weg in die Stadt. Das Wetter ist gut und die Angestellten aus dem Hostel haben uns ein Burger Restaurant empfohlen, bei dem wir draußen in der Sonne sitzen können. Der Laden ist super und es gibt Burger und Bier zu unschlagbaren Preisen. Das gefällt uns hier doch schon mal besser als das Preisniveau in Moskau. Auch sonst ist Jekaterinburg irgendwie mehr unser Ding. Die Stadt ist wunderschön, alles ist fußläufig zu erreichen und es gibt viele nette Restaurants, Bars und Cafés. An unserem zweiten Tag in Jekaterinburg machen wir einen Stadtrundgang und besichtigen die sogenannte Kirche auf dem Blut. Die Kirche wurde an dem Standort errichtet, an dem 1918 die letzte Zarenfamilie Russlands hingerichtet wurde. Abends haben wir Lust mal ein bisschen auszugehen und gehen als erstes wieder auf ein Bier in das Burger Restaurant. Beim Bestellen entdeckt Wladi zwei Touristen, die deutsch zu sprechen scheinen. Es stellt sich raus, dass es sich um ein Geschwisterpaar aus der Schweiz handelt. Gabriel und Livia kommen kurzerhand mit an unseren Tisch und wir erfahren, dass sie zusammen mit fünf Freunden ebenfalls auf Weltreise sind. Die Gruppe hat sich vor zwei Monaten in St. Petersburg einen alten russischen Bus gekauft und ist seitdem damit in Russland unterwegs. Zufälligerweise sind die beiden im selben Hostel untergekommen wie wir und wollen zur gleichen Zeit wie wir nach Nowosibirsk, um den Rest ihrer Gruppe wieder zu treffen. Wir quatschen noch ein bisschen und dann gehen die beiden zurück ins Hostel und wir gucken nochmal was Jekaterinburg bei Nacht so zu bieten hat. Am Ufer des Flusses Isset entdecken wir eine kleine Bar und eine Tanzgruppe, die unter freiem Himmel ziemlich feurige lateinamerikanische Tänze hinlegt. Wir setzen uns an einen Tisch und beobachten das Spektakel. Wer hätte gedacht, dass die schroffen Russen so viel Feuer im Blut haben.
Transsibirische Eisenbahn Etappe 3: Jekaterinburg - Omsk
Am nächsten Abend verlassen wir Jekaterinburg und fahren mit dem Nachtzug weiter nach Omsk. Wir haben wieder nur zwei obere Betten ergattert und schlafen dieses Mal über zwei älteren Herren. Als die beiden bemerken, dass wir Touristen sind, kramen sie ein paar deutsche Wörter hervor und machen ein paar Späße mit uns. Dann wird aber auch auf dieser Fahrt wieder zeitnah das Licht ausgeschaltet und einer der Herren muss mitten in der Nacht irgendwo im Nirgendwo aussteigen. Als wir am nächsten Vormittag in Omsk aus dem Zug steigen, haben wir nicht nur Europa hinter uns gelassen, sondern befinden uns von nun an auch in Sibirien. Uns ist natürlich bewusst, dass die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter in Sibirien sehr extrem sind. Dennoch ist es vor allem für Lena sehr komisch in Sibirien bei über 30 Grad durch die Stadt zu laufen und Menschen zu sehen, die am Strand oder im Freibad liegen. Das Bild, dass sich bei ihr von Sibirien ins Gehirn gebrannt hat, ist dann doch eher eins von Schnee, Eis und extremer Kälte. Wir haben aus unseren vorherigen Stopps gelernt und uns in Omsk nur für eine Nacht in einem Hostel einquartiert. Die Stadt ist ähnlich spektakulär wie Perm und ein Tag reicht dicke aus, um die hübsche Kathedrale, die Strandpromenade und einige der Restaurants zu erkunden.
Transsibirische Eisenbahn Etappe 4: Omsk - Nowosibirsk
Wir verlassen Omsk und steigen wieder in die Transsibirische Eisenbahn, um über Nacht nach Nowosibirsk zu fahren. „Auf dieser Fahrt haben wir ein Bett oben und eins unten“ sagt Lena stolz. Wir beziehen die Betten und machen uns im unteren Bett breit. Kurz darauf steigt eine Frau ein und steuert auf unser Bett zu. Es stellt sich heraus, dass wir das untere Bett erst für die nächste Etappe ergattert haben. Also alles wieder abziehen und hoch auf die billigen Plätze. Im Abschnitt neben uns sitzt eine Gruppe Männer, die Tee trinken und laut lachen. „Endlich mal etwas Leben in der Bude“ denken wir. Doch um 23 Uhr wird mit dem Ausschalten des Lichts auch dieser kleinen Herrenrunde signalisiert, dass das hier kein Partyzug ist. Schade eigentlich.
Als wir am nächsten Morgen in Nowosibirsk aus dem Bahnhof treten, merken wir gleich, dass diese Stadt anders ist. Russischer irgendwie. Die Stadt ist grau, überall stehen diese typischen Hochhäuser aus Sowjetzeiten und an allen Straßenecken wird russisches Essen verkauft. Das ist doch genau das, was wir gesucht haben. Lena lacht und sagt zu Wladi: „Das hier ist mein Russland.“ Vom Bahnhof aus fahren wir mit einem Taxi mitten rein in eine dieser Hochhaussiedlungen. Denn hier lebt eine Tante von Wladi und hier werden wir die nächsten beiden Nächte verbringen. Die beiden haben sich seit über 20 Jahren nicht gesehen und die Wiedersehensfreude ist groß. Eigentlich hätten wir in einer anderen Wohnung in der Siedlung übernachten sollen, aber da hat irgendwas mit der Buchung nicht geklappt. Also schlafen wir jetzt bei der Tante und ihrem Mann auf der Couch. Die nächsten beiden Tage werden wir mit russischer Gastfreundschaft und russischem Essen überhäuft. Zwischendurch bleibt noch genügend Zeit uns Nowosibirsk etwas genauer anzusehen und uns nochmal mit Gabriel, Livia und dem Rest ihrer Truppe in einer Bar im kleinen, aber feinen Szeneviertel der Stadt zu treffen. Nowosibirsk ist definitiv keine Stadt, die durch beeindruckende Sehenswürdigkeiten überzeugt. Nachdem uns die anderen russischen Städte aber irgendwie ein bisschen zu westlich waren, hatte Nowosibirsk genau den hässlichen grauen Sowjetcharme, den wir gesucht haben.
Transsibirische Eisenbahn Etappe 5: Nowosibirsk - Irkutsk
Mit reichlich Proviant von Wladis Tante im Gepäck geht es wieder zum Bahnhof und weiter nach Irkutsk. Dieses Mal liegt mit knapp 34 Stunden eine richtig lange Fahrt vor uns. Wir beziehen korrekterweise ein Bett oben und eins unten und da Wladi die Zeit im Zug sowieso am liebsten liegend verbringt, überlässt er Lena das untere Bett mit dem Tisch. Der Mann über Lena und das Mädel unter Wladi sind eher weniger gesprächig und so verbringen wir den Abend wieder mit Podcasts, Büchern und runtergeladenen Filmen. Lena ist leicht verwundert, als sie Mitten in der Nacht aufwacht und der ungesprächige Typ von oben auf ihrer Bettkante sitzt und eine Nudelsuppe isst. So wollte sie den jetzt auch nicht kennenlernen. Es ist in der Transsibirischen Eisenbahn völlig normal, dass die Passagiere aus den oberen Betten sich zum Essen mit nach unten setzen. Bevor wir uns bei irgendwem mit aufs Bett gesetzt haben, haben wir bisher aber immer gefragt. Lena macht die Augen wieder zu und wacht am nächsten Morgen davon auf, dass derselbe Typ auf ihrem Bett sitzt und sein Frühstück verspeist. Vielleicht hat er gemerkt, dass sein unangemeldeter Besuch nicht so richtig gut ankam. Denn sobald Lena richtig wach ist, bietet er ihr als Friedensangebot etwas von seinen Süßigkeiten an.
Der Kollege von der Bettkante und das Mädchen gegenüber steigen aus und eine ältere Frau gesellt sich zu uns ins Abteil. Sie ist sehr gesprächig und teilt ihr Obst mit uns. Als wir abends wieder in unseren Betten liegen kommt plötzlich etwas Leben in den Zug. Eine Frau, die morgens auf einem der Sitze längs zur Fahrtrichtung bei uns saß, wird von der Zugbegleiterin an ihren Platz geführt. Wir haben die Frau bestimmt seit 10 Stunden nicht mehr gesehen und dachten sie wäre bereits ausgestiegen. Es stellt sich heraus, dass die Frau den kompletten Tag im Speisewagen verbracht und sich dort einen kleinen Drink genehmigt hat. So erfahren wir, dass das Alkoholverbot in der Transsib wohl nicht für den Speisewagen gilt. Der Mann im unteren Bett wird gebeten die Betten mit der angetrunkenen Dame zu tauschen. Eine gute Idee, denn sie fällt an diesem Abend noch zwei Mal aus ihrem Bett, was für reichlich Aufruhr in unserem Abteil sorgt.
Am nächsten Morgen kommen wir endlich in Irkutsk an. Auf den ersten Blick erscheint die Stadt etwas langweilig. Nachdem wir uns etwas genauer umgesehen haben, gefällt uns Irkutsk dann aber doch ziemlich gut. Es gibt viele alte Holzhäuser und die Stadt strahlt irgendwie eine winterliche Atmosphäre aus. Passend dazu ist das Wetter das erste Mal auf unserer Russlandreise regnerisch, windig und kalt. Wir verbringen insgesamt drei Nächte in Irkutsk. Am zweiten Tag lernen wir in unserem Hostel Arschit aus Indien kennen und beschließen am nächsten Tag gemeinsam an den Baikalsee zu fahren. Mit einer Marschrutka fahren wir etwa eine Stunde von Irkutsk nach Listwjanka. Die Fahrt ist rasant und holprig und erinnert uns etwas an unsere Busfahrten in Sri Lanka. Listwjanka ist ein kleines Dorf am Ufer des Baikalsees. Hier gibt es tolle Holzhäuser, eine kleine Strandpromenade und einen Markt mit Souvenirs und typischem russischen Essen. Es ist nach wie vor sehr windig und länger als ein paar Stunden halten wir es an diesem Tag in Listwjanka nicht aus. Die Zeit reicht aber aus, um zu beschließen, dass wir diesen Ort irgendwann unbedingt nochmal im Winter sehen müssen. Es muss einfach faszinierend sein bei -40 Grad über den zugefrorenen Baikalsee zu laufen.
Transsibirische Eisenbahn Etappe 6: Irkutsk - Wladiwostok
Wie groß der Baikalsee eigentlich ist, wird uns erst am nächsten Tag so richtig bewusst. Wir steigen wieder in die Transsibirische Eisenbahn, um drei Tage und vier Stunden (!) bis nach Wladiwostok zu fahren. Wir haben lange überlegt, ob wir die Fahrt bis ans Ende der Transsibirischen Eisenbahn wirklich auf uns nehmen sollen. Ursprünglich wollten wir von dort weiter in Richtung Asien. In die Richtung gibt es aktuell aber leider coronabedingt einfach kein Weiterkommen. Das bedeutet, dass wir von Wladiwostok zurück nach Moskau müssen, um Russland zu verlassen. Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Die ersten acht Stunden der heutigen Fahrt führen von Irkutsk nach Ulan-Ude. Die Strecke verläuft dabei einen Großteil der Zeit direkt am Ufer des Baikalsees und ist für uns definitiv die schönste Strecke der ganzen Fahrt. Während wir auf den vorherigen Fahrten größtenteils einen Ausblick auf unendliche Birkenwälder hatten, wird uns heute ein Blick auf die unfassbare Weite des Baikalsees geboten. Als der Zug bei Ulan-Ude in Richtung Pazifikküste abbiegt, haben wir nicht mal ein Viertel des Baikalsees umrundet. Leider waren wir wieder zu kurzfristig dran und haben auch auf dieser Fahrt nur zwei obere Betten ergattert. Die ersten zwei Tage leisten uns zwei Herren Gesellschaft, die auf dem Weg zur Arbeit sind. Irgendwo im tiefsten Sibirien werden sie für zwei Monate an einer Goldschürfanlage arbeiten. Die Männer unterhalten sich viel mit Wladi auf Russisch und teilen ihre Süßigkeiten mit uns. Im Gegenzug kaufen wir bei einem Zwischenstopp ein paar Teigtaschen, die wir mit den Männern teilen. An diesem Zwischenstopp machen wir auch das erste und einzige Mal auf unserer Fahrt Bekanntschaft mit den sogenannten Babuschkas. Dabei handelt es sich um Frauen, die entlang der Transsibirischen Eisenbahn typisches russisches Essen verkaufen. Wir hatten oft davon gelesen und waren ziemlich enttäuscht darüber, dass wir so gut wie keine solcher Stände gesehen haben. Die Stände sind in den letzten Jahren wohl immer mehr verschwunden und haben durch Corona nochmal weiter abgenommen. Sehr schade, denn der Stand der beiden Frauen wurde innerhalb des kurzen Stopps fast komplett leer gekauft.
Die letzten 30 Stunden der Fahrt vergehen sehr schleppend. Uns ist langweilig, in einer Tour steigen neue Leute ein und aus und Lena hat das Gefühl, dass sie sich dringend mal ein bisschen bewegen muss. Irgendwann schauen wir aus dem Fenster und sehen das Meer. Da wissen wir, dass es nicht mehr weit sein kann bis nach Wladiwostok. Und dann kommen wir endlich an. An einem Ort, der das Potential dazu hat der unterschätzteste Ort unserer gesamten Weltreise zu werden. Wir steigen aus dem Zug und wissen sofort, dass uns dieser Ort gefallen wird. Wladiwostok bietet alles, was eine perfekte Stadt für uns haben muss. Die Stadt liegt am Meer, es gibt eine beeindruckende Street Food Szene und der Einfluss der Nachbarländer Japan und Korea ist unverkennbar. Wir verlieben uns Hals über Kopf in diesen unbekannten Ort am Pazifik und beschließen sämtliche weitere Pläne für Russland zu stornieren, um die letzten Tage unseres Russlandvisums in Wladiwostok zu verbringen.
Einen ausführlichen Artikel über Wladiwostok sowie einen Bericht darüber wie unsere Weltreise von hier aus weitergehen wird, werden wir zeitnah auf unserem Blog veröffentlichen.
Unsere Fahrt mit der Transsib in Zahlen
Insgesamt sind wir auf unserer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn 9.288 Kilometer durch Russland gefahren. Dabei haben wir 156 Stunden im Zug verbracht und acht Mal im Zug geschlafen. Zwischen Moskau und Wladiwostok haben wir außerdem acht Zeitzonen durchquert und sieben Städte besucht.
Bist du schon mal mehrere Tage mit dem Zug gefahren oder wäre das etwas für dich? Schreib uns gerne einen Kommentar.
Hallo
Die Transibirische Eisenbahn finde ich seit meiner Kindheit sehr spannend, nun haben wir leider unser Zeitfenster für soetwas verpasst, ich glaube das ist nichts mit sehr aktivem Kleinkind. Vielleicht ja in 16 Jahren wieder. Vielen Dank für euren Reisebericht. Ich werde mir euren Blog jetzt mal genauer anschauen.
Vielen Dank für deinen Kommentar :). Russland ist generell ein sehr kinderfreundliches Land. Im Zug haben wir auch viele russische Familien mit Kindern getroffen. Vielleicht könnt ihr es ja in ein paar Jahren noch machen oder ihr nehmt euch ein eigenes Abteil mit etwas mehr Privatsphäre.
Liebe Grüße