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Verpflegung auf dem Jakobsweg - Erfahrungen & Tipps
Jedes Jahr machen sich mehrere Hunderttausend Menschen auf, um auf dem Jakobsweg beziehungsweise den Jakobswegen zu pilgern. Der bekannteste und meistbesuchte Jakobsweg ist dabei der Camino Frances, der von Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich nach Santiago de Compostela in Spanien führt. Mindestens einen Monat sind die meisten Pilger*innen hier unterwegs, wenn sie den Weg auf seiner gesamten Länge laufen wollen. Auf seiner Strecke von knapp 800 Kilometern führt der Weg zwar durch ein paar spanische Großstädte, den Großteil des Weges laufen die Pilger*innen aber durch eine relativ dünn besiedelte Region Spaniens. Auch ich bin diesen Weg gepilgert und habe dabei viele Informationen zum Thema Verpflegung auf dem Jakobsweg gesammelt.
Wie ernähre ich mich auf dem Jakobsweg? Was für Geschäfte gibt es entlang des Weges? Wie sieht es mit vegetarischen und veganen Optionen aus? Diese und weitere Fragen zum Thema Verpflegung auf dem Jakobsweg beantworte ich dir in diesem Artikel.
Alle meine Erfahrungen beziehen sich auf den bekanntesten Jakobsweg Camino Frances. Bitte informiere dich nochmal ausführlicher, wenn du einen der anderen Jakobswege pilgern möchtest.
Infrastruktur auf dem Jakobsweg
Grundsätzlich findest du entlang des bekanntesten Jakobsweges Camino Frances eine gute Infrastruktur für deine Verpflegung auf dem Jakobsweg vor. Es gibt entlang des Weges viele verschiedene Herbergen, Hotels, Bars, Restaurants, Supermärkte, Apotheken und sogar spezielle Pilgershops, die zur Verpflegung der Pilger*innen dienen. Gerade da der Camino Frances zu den bekanntesten Pilgerwegen der Welt gehört, hätte ich mir die Verpflegung auf dem Jakobsweg aber teilweise noch einfacher vorgestellt. Es ist sehr häufig vorgekommen, dass ich morgens durch kleinere Ortschaften gepilgert bin, in denen nichts geöffnet hatte. Ich habe mich wirklich häufig gewundert, warum die Menschen in den Orten entlang des Jakobsweges die Situation mit der Vielzahl an Pilger*innen wirtschaftlich nicht besser für sich nutzen. Aber scheinbar ticken die Uhren in Spanien einfach ein bisschen anders als in Deutschland und da wird auch auf dem Jakobsweg keine Ausnahme gemacht.
Der Camino Frances passiert zwar einige Großstädte, führt ansonsten aber durch eine relativ dünn besiedelte Region in Spanien. Häufig liegen die Orte entlang des Weges mehrere Kilometer voneinander entfernt. Außerdem unterscheiden sich die einzelnen Etappen des Weges stark voneinander. An einigen Tagen wirst du alle paar Kilometer eine kleine Ortschaft passieren, an anderen Tagen liegen auf 30 Kilometer Strecke nur zwei oder drei kleine Orte auf deinem Weg. Ich empfehle dir daher dich jeden Tag über die kommende Etappe zu informieren, um die Versorgungslage entlang des Weges einschätzen zu können.
Hier ein paar Tipps, um deine Verpflegung auf dem Jakobsweg zu sichern:
- Frühstücke soweit möglich an deinem Ausgangsort. Wie oben beschrieben hat insbesondere in kleineren Orten morgens oft noch nichts geöffnet. Mir ist es mehrere Male passiert, dass ich morgens nichts gefrühstückt hatte und dann stundenlang ohne Verpflegung auf dem Jakobsweg unterwegs war. Damit dir das nicht passiert, empfehle ich dir soweit möglich morgens an deinem Ausgangsort zu frühstücken oder dir dort etwas für unterwegs zu kaufen.
- Fülle dein Wasser an jeder Wasserstelle auf. Entlang des Jakobsweges gibt es viele Wasserquellen, an denen du dir kostenlos Wasser auffüllen kannst. Je nach Etappe unterscheidet sich die Anzahl an Wasserstellen, die du passierst. Damit du nicht plötzlich ohne Wasser dastehst, solltest du dein Wasser an jeder Wasserquelle auffüllen. Zum Transport deines Trinkwassers empfehle ich dir eine praktische Trinkblase*.
- Habe immer ein paar Snacks im Rucksack. Für den Fall, dass du mal nichts zum Frühstücken findest oder die Entfernung zwischen zwei Orten sehr lang ausfällt, empfehle ich dir immer ein paar Snacks im Rucksack zu haben. Wenn du in einem Ort an einem Supermarkt vorbeikommst, kannst du dir dort einfach ein paar Nüsse, Müsliriegel, Obst o.ä. kaufen und in deinem Rucksack verstauen.
- Kaufe Pilgerbedarf oder spezielle Produkte in den größeren Städten. Solltest du unterwegs merken, dass dir etwas fehlt oder kaputt gegangen ist, kannst du auch das in der Regel am Jakobsweg nachkaufen. Die größte Auswahl findest du für gewöhnlich in den Großstädten. Es gibt aber tatsächlich auch in einigen kleineren Orten am Camino Frances Decathlon* Filialen, die sich auf die Pilger*innen eingestellt haben. Informiere dich am besten vorab, wo du entlang des Weges einen entsprechenden Shop passieren wirst.
- Plane deine Verpflegung am Jakobsweg besonders gut, wenn du dich vegetarisch oder vegan ernährst, Allergien hast o.ä. Die Infrastruktur am Jakobsweg ist nicht auf spezielle Ernährungsweisen ausgerichtet. Ich als Vegetarierin hatte leider wirklich häufig Probleme etwas zu Essen zu finden. Solltest du dich in irgendeiner Weise „speziell ernähren“ empfehle ich dir dich besonders gut über die Infrastruktur auf der jeweiligen Etappe zu informieren. Ich habe mir zum Beispiel teilweise vorher rausgesucht in welchem Ort ich an einem größeren Supermarkt vorbeikommen werde und da ein paar Vorräte aufgestockt.
Bitte beachte, dass sich alle meine Erfahrungen auf den bekanntesten Jakobsweg Camino Frances beziehen. Die Infrastruktur auf einigen der weniger bekannten Jakobswege ist entsprechend schlechter als auf dem Camino Frances. Informiere dich besonders gut, wenn du einen der anderen Wege pilgern möchtest und sorge immer dafür, dass du ein paar Snacks und genug Wasser bei dir hast.
Frühstück auf dem Jakobsweg
Im Vergleich zu Deutschland fällt das Frühstück in Spanien in der Regel eher klein aus. Häufig besteht es nur aus einem Kaffee und einem Stück Gebäck. Auf dem Jakobsweg dienen meist sogenannte „Bars“ als Anlaufstelle für das Frühstück der Pilger*innen. Anders als in Deutschland werden Bars in Spanien nicht nur abends besucht, sondern vor allem in kleineren Ortschaften den ganzen Tag über als Treffpunkt der Menschen im Ort genutzt. Neben Alkohol servieren die Bars in Spanien auch Kaffee und kleine Snacks. Die meisten Pilger*innen besuchen zum Frühstück eine Bar, um dort einen Kaffee zu trinken und ein Croissant oder ein Stück Tortilla zu essen. Einen Kaffee bekommst du in einer Bar häufig schon für 1 € – 1,30 €. Ein Croissant oder Schokobrötchen kostet 1 € – 1,50 € und ein Stück Tortilla ist meistens ab 2,50 € zu haben.
Wie oben beschrieben empfehle ich dir unbedingt eine Kleinigkeit zu frühstücken, bevor du morgens los läufst.
Mittagessen auf dem Jakobsweg
Die meisten Pilger*innen machen mittags eine längere Pause, um eine Kleinigkeit zu essen. Meistens gibt es einen Ort, der ungefähr zur Mittagszeit passiert wird und in dem dann eine Vielzahl an Pilger*innen anhalten. Je nach Ortsgröße und Angebot kannst du mittags eine Kleinigkeit in einer Bar, in einem Restaurant oder an einem Supermarkt essen. Einige Restaurants bieten mittags auch schon das sogenannte Pilgermenü an. Damit das Essen nicht zu schwer im Magen liegt, essen die meisten Pilger*innen mittags aber nur eine Kleinigkeit und heben sich das Pilgermenü für abends auf. Gerne wird am Jakobsweg mittags auch ein Bier oder ein Glas Wein getrunken.
Auf einigen Etappen auf meiner Wanderung auf dem Camino Frances stand mittags irgendwo im nirgendwo plötzlich ein Foodtruck oder es gab einen kleinen Stand von freiwilligen Helfern, an dem man sich bedienen durfte. Das war immer eine schöne Überraschung und oft das Tageshighlight.
Abendessen auf dem Jakobsweg
Der größte Punkt der Verpflegung auf dem Jakobsweg ist bei den meisten Pilger*innen das Abendessen. Traditionell wird abends ein sogenanntes Pilgermenü gegessen, das von diversen Herbergen und Restaurants am Jakobsweg angeboten wird. In der Regel besteht das Pilgermenü aus einer Vorspeise, einem Hauptgericht und einer Nachspeise. Dazu gibt es meistens Wasser und Wein. Das angebotene Menü unterscheidet sich je nach Lokal. Meistens ist das Essen einfach, aber lecker. Vegetarische oder vegane Optionen sind leider nur selten zu finden. Ein Pilgermenü kostet in der Regel 12-15 €.
In Spanien wird abends erst sehr spät gegessen. Auch am Jakobsweg gibt es viele Pilgermenüs erst ab 19 oder teilweise sogar erst ab 20 Uhr. Nach einem langen Wandertag ist das ziemlich spät und ich war um die Uhrzeit teilweise schon sehr hungrig. Plane das späte Abendessen am besten mit ein und iss nachmittags gegebenenfalls nochmal einen Snack.
Pilgerbedarf kaufen auf dem Jakobsweg
Wie schon erwähnt, gibt es entlang des Camino Frances auch die Möglichkeit Pilgerbedarf zu kaufen. Solltest du etwas zuhause vergessen haben oder unterwegs plötzlich etwas benötigen, kannst du dies an verschiedenen Orten auf dem Jakobsweg erwerben. Am Startpunkt des Camino Frances in Saint-Jean-Pied-de-Port sowie in einigen größere Orten entlang des Weges gibt es spezielle Pilgershops. Dort kannst du so ziemlich alles kaufen, was das Pilgerherz begehrt. Von Rucksäcken, über Kleidung bis hinzu Blasenpflastern, findest du dort eine große Auswahl an Produkten für Pilger*innen.
Auch Decathlon* hat die Zielgruppe der Pilger*innen für sich entdeckt und mehrere Filialen entlang des Camino Frances eröffnet. Ich habe mir am Anfang meiner Pilgerreise sehr schlimme Blasen gelaufen und habe mir dann zum Beispiel in Logroño bei Decathlon andere Schuhe gekauft.
Blasenpflaster* gehören wahrscheinlich zu den meistverkauften Produkten am Jakobsweg. Solltest du Pflaster oder andere medizinische Produkte benötigen, findest du in vielen Orten entlang des Weges Apotheken. Teilweise haben die Apotheken nur einige Stunden pro Tag geöffnet. Informiere dich hier also am besten vorab über die Öffnungszeiten. In einigen Orten habe ich sogar einen Automaten mit Pflastern und anderen Produkten gesehen, sodass man sich den Gang zur Apotheke sparen konnte.
Selbstverpflegung auf dem Jakobsweg
Einige Pilger*innen möchten sich auf dem Jakobsweg selbst verpflegen. Obwohl die Preise am Jakobsweg im Vergleich zu Deutschland noch relativ günstig sind, geht das auswärts essen auch am Jakobsweg auf Dauer ins Geld. Möchtest du besonders günstig pilgern, ist Selbstverpflegung also eine gute Option. Dich selbst um deine Verpflegung auf dem Jakobsweg zu kümmern, kann auch eine gute Möglichkeit sein, wenn du dich vegetarisch oder vegan ernährst oder anderweitig auf eine spezielle Ernährung angewiesen bist.
Insbesondere öffentliche Pilgerherbergen verfügen oft über eine Gemeinschaftsküche. Häufig tun sich dort abends Pilger*innen zusammen, um gemeinsam zu kochen. Möchtest du am Jakobsweg kochen, solltest du dich im Vorfeld informieren, welche Herberge an deinem Etappenziel eine Küche anbietet. Außerdem solltest du vorab prüfen, ob es in dem Ort einen Supermarkt gibt und wie lange dieser geöffnet hat. Vor allem in kleineren Orten gibt es oft nur einen kleinen Supermarkt mit wenig Auswahl. Manchmal sind diese Supermärkte auch nur für ein paar Stunden am Tag geöffnet. Je nachdem was du essen möchtest, ist es gegebenenfalls sinnvoll schon unterwegs in einem größeren Ort einzukaufen. Beachte hierbei, dass du das zusätzliche Gewicht der Lebensmittel dann natürlich bis zu deinem Zielort schleppen musst.
Möchtest du dich auf dem Jakobsweg überwiegend selbst versorgen, solltest du gegebenenfalls eine Brotdose* und ein Campingbesteck* mitnehmen. So kannst du für das Mittagessen am nächsten Tag vorkochen und brauchst dir unterwegs nichts zu kaufen.
Wenn ich einen größeren Supermarkt auf dem Jakobsweg passiert habe, habe ich dort häufig Brot, Hummus etc. gekauft. So konnte ich mir zum Frühstück oder Mittagessen Brote schmieren und musste nicht jede Mahlzeit auswärts essen. Manchmal habe ich auch mit meinen Bekanntschaften vom Jakobsweg zusammen eingekauft und wir haben die Lebensmittel dann auf unsere Rucksäcke aufgeteilt.
Vegetarische und vegane Verpflegung auf dem Jakobsweg
Die Verpflegung auf dem Jakobsweg bietet leider nur wenige vegetarische und vegane Optionen. Ich als Vegetarierin hatte häufig Probleme in den Bars und Restaurants etwas anderes als Tortilla zu essen zu finden. Auch bei den Pilgermenüs am Abend gab es häufig kein vegetarisches oder veganes Gericht. Ich habe dann manchmal gefragt, ob ich Spaghetti Bolognese nur mit Tomatensauce oder nur zwei Vorspeisen (zum Beispiel Suppe und Salat) bestellen kann. Leider hat selbst das nicht so richtig gut funktioniert und ich habe dann beispielsweise einmal einen gemischten Salat mit Thunfisch drauf bekommen.
Grundsätzlich habe ich auf Reisen wirklich wenig Ansprüche was vegetarische Gerichte angeht. Das Problem auf dem Jakobsweg ist aber, dass man sich extrem viel bewegt und daher optimalerweise auch ausgewogen essen sollte. Da es in vielen Orten keinen oder nur einen kleinen Supermarkt und meistens auch nur eine begrenzte Anzahl an Restaurants gibt, ist man als Vegetarier*in oder Veganer*in auf dem Jakobsweg leider ziemlich eingeschränkt.
Ernährst du dich vegetarisch, kannst du auf dem Jakobsweg fast überall eine Tortilla essen. Bei den Pilgermenüs am Abend kannst du versuchen ein Gericht ohne Fleisch oder Fisch zu bekommen. In der Regel ist das dann relativ einfach und wenig ausgewogen. Daher solltest du ab und an selbst kochen. Die kleinen „Dorfsupermärkte“ haben meistens ein begrenztes Sortiment. Eiweißreiche vegetarische und vegane Produkte findest du meistens nur in größeren Orten. Informiere dich daher am besten vorab wo auf deiner Etappe ein größerer Supermarkt sein könnte und kaufe dort ein paar Lebensmittel ein.
Bei einer veganen Ernährung auf dem Jakobsweg, wird es leider nochmal deutlich schwieriger. Hier ist die beste Option dich selbst zu versorgen und so oft wie möglich selbst zu kochen. Schaue unbedingt vorab nach größeren Supermärkten, in denen du ein paar eiweißreiche vegane Lebensmittel kaufen kannst.
Mittlerweile gibt es einige Herbergen und Restaurants entlang des Jakobsweges, die sich auf eine vegetarische und vegane Ernährung spezialisiert haben. Vor allem für Veganer*innen sind diese Anlaufstellen eine gute Möglichkeit, um sich auf dem Jakobsweg ausgewogen ernähren zu können. Auf Wise Pilgrim findest du ein Verzeichnis der Jakobsweg Unterkünfte. Klickst du die einzelnen Unterkünfte an, wird dort unter dem Punkte “Food” aufgeführt, ob eine Herberge vegetarische Optionen anbietet. Außerdem gibt es eine Facebook-Gruppe namens Vegetarians and Vegans on the Camino, in der du Informationen zu passenden Herbergen und Restaurants finden kannst.
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