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3 Tage Moskau – Schlechter Start in Russland

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07.08.2021 // Tag 1

Frühmorgens landet unser Flugzeug in Moskau und wir wollen einfach nur noch ins Bett. Da wir in Bischkek bereits mitten in der Nacht zum Flughafen mussten, haben wir das Schlafen am Abend vorher einfach ausfallen lassen. Also ab zur Passkontrolle und ins Hostel denken wir uns. Immer mit der Ruhe denkt sich Russland. Und so stehen wir erstmal mindestens eine Stunde an, bevor wir unsere Pässe präsentieren dürfen. Wladi ist als erstes dran und irgendwie dauert das Ganze auffällig lange findet Lena. Ob sie irgendeine App runtergeladen hätte, ruft Wladi ihr rüber. Dunkel erinnert sie sich, dass sie beim Auswärtigen Amt irgendwas von einer App gelesen hatte. Aber galt das nicht nur für Einheimische aus den russischen Nachbarstaaten? „Nein“ ruft sie. „Hab hier auch kein Internet“. Das fängt ja gut an. Die Kontrolleurin ruft einen Kollegen. „Hast du irgendeinen Nachweis?“ fragt er Wladi. Der weiß zwar nicht was für ein Nachweis gemeint ist, zeigt ihm aber den QR-Code seiner deutschen Corona-Impfung. Das scheint zu genügen. Willkommen in Russland. Das Prozedere wiederholt sich bei Lena und dann dürfen wir unser Gepäck abholen.

Endlich sind wir raus aus dem Flughafen und merken mal wieder, dass man heutzutage ohne Internet einfach aufgeschmissen ist. Taxis ruft man hier in Russland eigentlich nur noch über die App Yandex. Keine App, kein Taxi. Oder zumindest keins, das nicht komplett überteuert ist. An einer Stelle vor der Flughafendrehtür gibt es minimalen WLAN-Empfang. Wir laden die App runter und beim zweiten Versuch kommt tatsächlich ein Taxi. Jetzt aber endlich ab zum Hostel. Die Fahrt dauert über eine Stunde und uns wird bewusst, wie unfassbar riesig diese Stadt sein muss. Während Lena die halbe Fahrt verschläft, muss Wladi sich die Lebensgeschichte des Fahrers anhören. Hat auch nicht immer nur Vorteile, wenn man fließend russisch spricht.

Im Hostel angekommen ist es etwa 10 Uhr morgens. Wir haben keine Ahnung, wann offizieller Check-In ist. Bisher hatten wir auf unserer Reise aber auch noch nie Probleme früher einzuchecken. Durch Corona sind die Unterkünfte meistens sowieso nicht ausgebucht. An der Rezeption werden wir zunächst ignoriert. Irgendwann lässt sich jemand dazu herab uns zu fragen was wir wollen. „Einchecken“. Der Typ dreht sich um und zeigt auf ein Schild an der Wand hinter ihm. „Da steht auf Russisch, Englisch und Chinesisch, dass der Check-In um 15 Uhr ist. Also was wollt ihr?“. Ziemlich entsetzt über diesen freundlichen Empfang bringen wir unser Gepäck in einen Lagerraum und machen uns auf den Weg nach draußen.

Mittlerweile sind wir so müde, dass wir kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen können. Keine Ahnung, wie wir die fünf Stunden bis zum Check-In rumkriegen sollen. Wir kaufen uns einen Kaffee und irren durch die Stadt. Langsam kommt wieder etwas Leben in uns. Lena möchte irgendwas russisches essen. Das sollte in Moskau doch kein Problem sein. Also weiter die Straßen entlang auf der Suche nach einem kleinen Stand oder Restaurant, in dem russisches Essen serviert wird. Die gab es in Kirgisistan doch auch an jeder Ecke. Aber leider finden wir nichts. Kein russisches Essen und auch sonst nicht viel. Hier muss es doch irgendwo Cafés, Restaurants oder zumindest mal einen Supermarkt geben? Falls es sie gibt, dann haben sie sich gut versteckt. Wir landen letztendlich in einem Food Court in einem Einkaufszentrum am Roten Platz und kaufen uns überteuertes Essen an einem der vielen Fast Food Stände. Im Vorbeigehen sehen wir die bekannte Basilius-Kathedrale und den Kreml. Das müssen wir uns morgen in Ruhe anschauen.

Inzwischen ist es kurz vor 15 Uhr. Also zurück zum Hostel. In der Hoffnung vielleicht andere Reisende kennenzulernen, haben wir uns in Moskau in einem Mehrbettzimmer eingemietet. Wir dürfen endlich ins Zimmer und werden von einem Geruch begrüßt, auf den jeder Zoo neidisch gewesen wäre. In dem Zimmer gibt es insgesamt sechs Betten, von denen uns zwei der oberen zugeteilt werden. Das Zimmer ist eng und es gibt kaum Platz für unser Gepäck. Bis auf eine Person, die unser „Hallo“ gekonnt ignoriert, scheinen alle unterwegs zu sein. Vielleicht kommt ja später noch jemand Nettes. Zum Glück sind wir müde genug, dass wir die äußeren Umstände ignorieren können und hauen uns erstmal in unsere Betten. Abends trudeln nach und nach unsere „Mitbewohner“ ein und uns wird klar, dass Hostels wohl nicht in allen Ländern vorrangig von Touristen genutzt werden. Außer uns schlafen ausschließlich ältere Männer in diesem Zimmer, die in Moskau irgendeiner Arbeit nachzugehen scheinen. Ganz genau können wir das nicht sagen, denn diese Herren bevorzugen es nicht mit uns zu sprechen. Und da ein Zimmer mit vier älteren schweigenden Männern nicht genug ist, liegt am nächsten Morgen in einem der Betten noch ein fünfter. Wie sich herausstellt wird dieses Bett im Schichtbetrieb von zwei Männern genutzt.

08.08.2021 // Tag 2

Nach dem Aufstehen verlassen wir unser Hostelzimmer schnellstmöglich und machen uns auf den Weg zum Roten Platz. Die Restaurantsituation hat sich über Nacht nicht verändert und so starten wir unseren Tag mit einem Frühstück bei McDonald’s. Wir sehen zufällig die Wachablösung vor dem Kreml und gehen weiter in Richtung Basilius-Kathedrale. Die Kathedrale ist wirklich so wunderschön wie auf den Fotos. Leider finden auf dem Roten Platz aber gerade Aufbauten für irgendein Fest statt und der Platz selbst ist mit Gerüsten vollgestellt. 

Moskau Kreml Wachablösung
Wachablösung am Kreml
Moskau Basilius Kathedrale
Die Basilius-Kathedrale in Moskau.

Wir laufen weiter zum Ufer des Flusses Moskwa und bummeln recht weit am Fluss entlang. Dabei sehen wir viele prachtvolle Gebäude sowie das Denkmal für Peter den Großen, mit 96 Metern eine der höchsten Statuen der Welt. Irgendwann kommen wir zufällig zum Gorki Park. Hier gibt es endlich mal ein paar Street Food Stände, die wir im Rest der Stadt so vermisst haben. 

Spaziergang am Ufer des Flusses Moskwa
Denkmal für Peter den Großen

Auch eher zufällig landen wir nachmittags im Einkaufszentrum „Europeisky“. Neben wirklich beeindruckenden Aufzügen gibt es hier im Obergeschoss eine Art Spielhalle mit verschiedenen Sportangeboten und Spielautomaten. Irgendwie ist es bei uns zur Tradition geworden, in jedem Land in eine solche Spielhalle zu gehen und so verbringen wir die nächsten Stunden in der Halle. 

Aufzüge in der Mall "Europeisky"
Spielhalle in der Mall "Europeisky"

Von dem Einkaufszentrum aus laufen wir ein ganzes Stück zurück in Richtung Hostel, bevor wir einsehen, dass das einfach zu weit ist und uns ein Taxi rufen. Auch heute wieder wird uns die Größe dieser Stadt, in der über 12 Millionen Menschen leben, bewusst. Wir sind über 30.000 Schritte gelaufen, haben fast nichts von der Stadt gesehen und fragen uns immer noch wo die Menschen hier essen oder einkaufen gehen. Immerhin ein Restaurant haben wir in der Nähe vom Hostel entdeckt und bevor wir noch lange suchen, gehen wir dort Abendessen. Nachdem wir uns so an die Preise in Kirgisistan gewöhnt haben, tun die sehr europäischen Preise in Moskau einfach nur weh.

09.08.2021 // Tag 3

Auch unser dritter Tag in Moskau startet mit einem Frühstück in dem Einkaufszentrum am Roten Platz. Nach dem ganzen Gelaufe am Vortag wollen wir uns heute Elektro-Scooter ausleihen und damit durch die Stadt düsen. Die Scooter sind in Moskau gefühlt noch verbreiteter als in Hamburg und werden viel genutzt. Nach einigen Startschwierigkeiten mit der App schaffen wir es zwei Roller auszuleihen und fahren damit in Richtung Business Viertel. Hier gibt es viele moderne Wolkenkratzer, von denen sich einige noch im Bau befinden.

Die Skyline des Business Viertels "Moskau City"

Der Taxifahrer von Tag 1 hatte Wladi erzählt, dass es in dem Viertel wohl auch viele Restaurants und Bars gibt und so machen wir uns wieder auf die Suche. Leider sind wir auch in diesem Viertel eher weniger erfolgreich. Irgendwann holen wir unser Handy raus und googlen Szeneviertel in Moskau. Irgendwas muss es in dieser Stadt doch geben. Wir finden heraus, dass die Straße Arbat ein beliebtes Szeneviertel sein soll. Also hin da und tatsächlich reihen sich hier Restaurants, Cafés und Bars aneinander. Wir trinken ein Bier in einer kleinen Bar und haben das Gefühl, dass Moskau einfach zu groß ist, um planlos durch die Stadt zu schlendern.

Abends holen wir unser Gepäck aus dem Hostel und machen uns auf den Weg zum Bahnhof, um unser Abenteuer Transsibirische Eisenbahn zu starten. Was wir auf unserer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn erlebt haben, erfährst du in einem separaten Artikel.

Unser Fazit zu Moskau

Wir müssen ehrlich zugeben, dass Moskau uns etwas enttäuscht hat. Klar, es gibt einige tolle Gebäude wie zum Beispiel die Basilius-Kathedrale. Abgesehen davon ist Moskau aber zumindest für unseren Reisestil einfach nicht die optimale Stadt. Moskau ist sehr groß und wurde aus unserer Sicht eher für Autofahrer als für Fußgänger konzipiert. Das sieht man zum Beispiel daran, dass die Ampeln für Autos oft eine Minute und für Fußgänger nur wenige Sekunden grün sind. Wir erkunden die Sehenswürdigkeiten einer Stadt gerne zu Fuß. Normalerweise machen wir dann zwischendurch mal eine Pause in einem Restaurant oder einem Café. Das war in Moskau aber einfach nicht möglich, weil es zwischen den Sehenswürdigkeiten so gut wie keine Restaurants gab. Wir hatten das Gefühl, dass wir uns vorher gezielt Restaurants hätten raussuchen müssen, um überhaupt etwas zu finden. Generell ist Moskau sehr westlich und wenig russisch geprägt. In der Stadt gibt es sehr viel internationales und wenig russisches Essen und die Preise bewegen sich auf dem Niveau anderer europäischer Großstädte. Im Rahmen einer Russlandreise kann man Moskau auf jeden Fall mal besuchen. Wir sind aber froh, dass wir nicht extra für einen Städtetrip hierhergekommen sind.

Warst du schon mal in Moskau und siehst das vielleicht ganz anders als wir? Dann schreib uns gerne einen Kommentar.

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