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Lockdown auf Sri Lanka – Unsere Erfahrungen

„Andere Länder, andere Sitten“ wäre wohl die richtige Beschreibung für unsere Erlebnisse im Lockdown auf Sri Lanka. Wie du mittlerweile wahrscheinlich weißt, sind wir Ende März 2021 nach Sri Lanka gereist. Zu dem Zeitpunkt hatten wir in Deutschland seit Monaten einen Lockdown. Das Ganze wurde zwar teilweise weicher Lockdown genannt, fühlte sich für die meisten von uns aber wahrscheinlich eher hart an. So auch für uns. Nachdem wir die 14 Tage Hotelquarantäne in Sri Lanka hinter uns gebracht hatten, hatten wir auf Sri Lanka das erste Mal seit Monaten wieder ein Freiheitsgefühl. Zu Beginn unserer Sri Lanka Reise gab es aufgrund niedriger Coronazahlen nur wenige Einschränkungen im Land. Es hatten so ziemlich alle Einrichtungen geöffnet und wenn die Masken im Gesicht nicht gewesen wären, hätten wir teilweise wahrscheinlich vergessen, dass wir uns immer noch in einer Pandemie befinden. 

Steigende Coronazahlen auf Sri Lanka

Leider hielt dieser Zustand nicht allzu lange an. Nach dem Neujahrsfest Mitte April gingen die Fallzahlen auf Sri Lanka plötzlich wieder hoch. Aus deutscher Sicht waren die Zahlen zu dem Zeitpunkt immer noch lächerlich gering, sodass wir das Ganze zunächst sehr gelassen sahen. Wir merkten aber relativ schnell, dass Inzidenz nicht gleich Inzidenz ist. Die Inzidenz auf Sri Lanka lag ungefähr bei 30, als die Alarmstufe 3 von 4 verhängt wurde. Dadurch wurde zum Beispiel die Kapazität von Supermärkten, Hotels und Restaurants eingeschränkt und Hotels mussten ihre Pools und Buffets schließen. Viele kleinere Unterkünfte haben sich da zum Glück nicht so richtig dran gehalten, sodass wir zunächst normal weiterreisen konnten.

Lockdown in Dambulla

Ende April machten wir in Dambulla das erste Mal Bekanntschaft mit dem harten Durchgreifen der Regierung auf Sri Lanka. Wir hatten am Vortag in Dambulla den Höhlentempel besichtigt und uns für den Folgetag mit einem Tuk Tuk Fahrer zu einem Ausflug verabredet. Als wir morgens beim Frühstück saßen, kam der Tuk Tuk Fahrer plötzlich viel zu früh und relativ aufgeregt zu unserer Unterkunft. Er teilte uns mit, dass Dambulla aufgrund steigender Fallzahlen mit sofortiger Wirkung in den Lockdown geschickt wird. Das bedeutete, dass von jetzt auf gleich alle Geschäfte schließen müssen und Einwohner die Stadt nicht mehr verlassen dürfen. Der Tuk Tuk Fahrer vermittelte uns netterweise an einen Bekannten, der kein Einwohner Dambullas war, und wir verließen die Stadt Hals über Kopf in einem Tuk Tuk. 

Höhlentempel in Dambulla Sri Lanka
Der Höhlentempel in Dambulla

Reiseverbot zwischen den Provinzen

Wenige Tage nach dem Erlebnis in Dambulla sind wir nach Arugam Bay gereist. Arugam Bay ist einer der touristischeren Orte auf Sri Lanka. Hier wollten wir erstmal ein bisschen ausharren und gucken wie sich die Situation weiter entwickelt. Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. In Arugam Bay hatten viele Bars und Restaurants geöffnet und wir konnten sogar noch auf eigene Faust eine Rollersafari machen. An einem Tag sind wir mit den Rollern in eine Straßensperre gefahren. Wir haben erst gar nicht verstanden, was die Polizei von uns möchte. Es stellte sich dann heraus, dass die Sperre errichtet wurde, um Passanten auf Corona zu testen. Wir wurden gebeten ebenfalls einen kostenlosen Schnelltest zu machen. Am Straßenrand haben wir den schlimmsten Nasenabstrich unseres Lebens bekommen. Wenigstens war das Ergebnis negativ.  

Letztendlich blieben wir 10 Tage in Arugam Bay, da wir uns in Anbetracht der Situation in einem Touri-Ort am besten aufgehoben fühlten. Plötzlich ging dann aber auch in Arugam Bay alles sehr schnell. Relativ kurzfristig wurde ein Reiseverbot zwischen den Provinzen Sri Lankas verabschiedet. Das galt auch für Touristen und bedeutete für uns, dass wir die Ostprovinz, in der Arugam Bay liegt, nicht mehr verlassen durften. Außerdem wurde über das folgende Wochenende ein komplett Lockdown verhängt. Auf Sri Lanka heißt das, dass das Haus nur noch in absoluten Notfällen verlassen werden darf und sämtliche Geschäfte etc. schließen müssen. Über Airbnb fanden wir eine Villa in einem anderen Ort in der Ostprovinz und machten uns schnell auf den Weg dorthin, bevor die Ausgangssperre begann. 

Lockdown auf Sri Lanka

In der Villa angekommen kauften wir ausreichend Lebensmittel für das Wochenende ein und verbrachten eine relativ entspannte Zeit in unserem Haus. Aufgrund der Umstände konnten wir die Villa aber nicht so genießen, wie es wohl sonst der Fall gewesen wäre. Für uns war klar, dass wir Sri Lanka schnellstmöglich verlassen wollen. Wie in unserem Artikel Warum haben wir unsere Weltreise unterbrochen beschrieben, gab es aufgrund von Einreisebeschränkungen vieler anderer Länder aber kaum noch Optionen für die Weiterreise. So zerbrachen wir uns tagelang den Kopf darüber wie und wohin wir Sri Lanka verlassen konnten. Nach dem Wochenende konnten wir leider auch nicht einfach wieder auf die Straße spazieren. In Sri Lanka wurde nämlich ein System installiert, bei dem jede Person abhängig von der letzten Ziffer des Personalausweises nur noch an geraden oder ungeraden Tagen das Haus verlassen durfte. Bei uns im Haus hieß das, dass drei Personen nur noch an geraden und eine Person an den ungeraden Tagen raus konnte. Wir haben uns daher nicht so richtig an das System gehalten, haben das Haus aber auch nur noch zum Einkaufen verlassen. Zum Glück wurden unsere Ausweise nicht kontrolliert. Die hohe Präsenz an Militär und Polizei auf den Straßen hat aber auch so ausgereicht, um uns ein bisschen Respekt einzuflößen. 

Lockdown auf Sri Lanka Villa mieten
Lockdown in unserer Villa

Sondergenehmigung zum Verlassen der Provinz

Da die Zahlen weiter anstiegen, wurde auch für das nächste Wochenende wieder ein Lockdown angekündigt. Zwischenzeitlich hatten wir unseren Rückflug nach Deutschland für Sonntag gebucht. Normalerweise hätten wir erst am Tag des Abflugs mit einer Sondergenehmigung nach Colombo zum Flughafen reisen dürfen. Den PCR-Test, den wir für den Flug benötigten, hätten wir dann noch im Ort der Villa machen müssen. Aufgrund des angekündigten Lockdowns wollten wir unbedingt schon vor dem Wochenende nach Colombo reisen. Zu groß war die Angst, dass Sonntag etwas schief geht und wir es nicht rechtzeitig zum Flughafen schaffen. Glücklicherweise fanden wir einen Fahrer, der bereit war uns bereits am Mittwoch nach Colombo zu fahren. Mit einer Kopie unserer Ausweise und Flugtickets ging er zur Polizei, um eine Sondergenehmigung für die Fahrt zu erhalten. Er bekam leider keine schriftliche Bestätigung. Ihm wurde aber versichert, dass wir mit den Flugtickets und Ausweisen an den Kontrollpunkten durchgelassen werden würden. Wir fuhren also los Richtung Colombo. Unterwegs wurden wir mehrfach an Straßensperren von Polizei und Militär kontrolliert. An einem Kontrollpunkt wurde fast 15 Minuten mit unserem Fahrer diskutiert. Man wollte uns einfach nicht durchlassen. Zum Glück konnte der Fahrer die Beamten noch irgendwie überzeugen und wir kamen tatsächlich schon einige Tage vor Abflug in Colombo an. 

Wir machen Bekanntschaft mit der Polizei in Colombo

Die Zeit in Colombo war anfangs relativ entspannt. Auch hier galt das System mit den geraden und ungeraden Tagen. Wir wurden aber auch in Colombo nicht kontrolliert und konnten uns sogar noch ein bisschen was von der Stadt anschauen. Der Wochenend-Lockdown begann Freitagabend, sodass wir uns ab dann bis zum Abflug im Hotel aufhalten mussten. Das Hotel hatte wohl ein anderes Verständnis von „im Hotel aufhalten“ als wir und so klingelte Samstagmorgen unser Telefon. Wir wurden gefragt, was wir frühstücken möchten. Aufgrund des Lockdowns müssten wir ab sofort im Zimmer bleiben und man würde uns das Frühstück bringen. Damit hatten wir nicht gerechnet.

Lockdown Frühstück Hotelzimmer
Unser Frühstück im Hotelzimmer

Zum Glück hatten wir Samstag noch einen Termin für einen PCR-Test, für den wir das Hotel verlassen durften. Auf dem Weg zum Test ähnelte Colombo einer Geisterstadt. Bis auf einige Polizisten waren die Straßen komplett leer gefegt. Auf dem Rückweg vom Hotel wurden wir von einem relativ grimmigen Polizisten mit den Worten „curfew, curfew“ darauf hingewiesen, dass wir uns nicht draußen aufzuhalten hätten. Wir versuchten ihm zu erklären, wo wir gerade herkommen und durften dann weiter gehen. Am nächsten Tag mussten wir nochmal zum Krankenhaus, um die Testergebnisse abzuholen. Anschließend bestellten wir direkt ein Taxi zum Flughafen. Während der Wartezeit hatten wir die glorreiche Idee nochmal kurz vor die Tür des Hotels zu gehen, um ein letztes Foto auf den leeren Straßen Colombos zu machen. Ehrlich gesagt haben wir in dem Moment überhaupt nicht daran gedacht, dass wir nicht raus dürfen. Keine zwei Minuten später stand die Polizei vor unserem Hotel und fing an wild zu gestikulieren und recht aggressiv auf uns einzureden. Da wir kein Wort verstanden, baten wir die Hotelangestellten mit der Polizei zu sprechen. Das Gespräch endete in einer lautstarken Diskussion und der Manager des Hotels musste gerufen werden, um die Situation zu klären. Letztendlich zogen die Beamten davon. Was genau sie von uns wollten, wissen wir bis heute nicht.

Was mitnehmen auf Weltreise?
Das fatale Foto

Auf dem Weg zum Flughafen wurden wieder mehrfach Ausweise und Flugtickets kontrolliert. Obwohl wir eigentlich nicht zurück nach Deutschland wollten, waren wir doch sehr erleichtert, als wir endlich im Flugzeug saßen. 

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